Mist! Schon wieder Minuspunkte eingefahren im mit harten Bandagen geführten Kampf um den heiss begehrten Titel „Beste Mama des Jahres“. Eine Mama, die morgens um Viertel vor acht noch selig schlummert, anstatt in der Küche zu stehen und den Nachwuchs, der schon längst geputzt und gestriegelt sein müsste, mit einem vollwertigen Frühstück zu verwöhnen, hat sich ja wohl endgültig disqualifiziert. Wäre nicht meine eigene Mama todesmutig nach oben gekommen, um zaghaft an meine Schlafzimmertür zu klopfen und zu fragen, ob wir nicht vielleicht aufstehen müssten, wir alle lägen noch immer selig in unseren Betten. Mit ihrer heldenhaften Tat, eine bekennende Langschläferin, deren miese Laune am Morgen legendär ist, sanft aus dem Träumen zu reissen, hätte meine Mama eigentlich den Titel „Beste Mama des Jahres“ bereits auf sicher. Aber ich weiss nicht, ob beim Wettbewerb auch Grossmamas zugelassen sind. Es sei denn, um sie für ihr Lebenswerk zu ehren.
Wie dem auch sei, ich legte mal wieder eine perfekte Performance für die „Mieseste Mama des Jahres“ an den Tag: Die Kinder mit Joghurt abgespeist – ja, ich weiss, enthält viel zu viel Zucker – , vierhundertdreizehn Mal gesagt „Jetzt beeilt euch doch!“, den FeuerwehrRitterRömerPiraten mit einem Donald Duck-Heft abgespeist, damit er, der immer trödelt, aus dem Weg ist, solange Karlsson und Luise noch nach Socken für die Füsse und Bananen für die grosse Pause suchten, mich selber mit einem Glas Cola light wachgeknüppelt, weil der sanfte Start in den Tag ohnehin versaut war, das Prinzchen in nasser Windel herumwatscheln lassen, solange die Grossen noch nicht aus dem Haus waren, den FeuerwehrRitterRömerPiraten zu spät in den Kindergarten geschickt und dann auch noch den Zoowärter mit einem Bonbon belohnt, weil er trotz allem Chaos so brav aufs WC gegangen ist. Und, wie viele pädagogische Todsünden macht das insgesamt? Sehr viele und wenn man bedenkt, dass ich mir früher jeweils vorgestellt hatte, ich würde meinen Kindern jeden Tag Pfannkuchen oder Waffeln backen zum Frühstück, dann sind es noch ein paar mehr und ich fürchte, ich bin definitiv aus dem Rennen für den Titel „Beste Mama des Jahres“.
Okay, ich habe danach wieder Boden gut gemacht, als ich die Rolle des David übernahm im Kampf gegen Zoowärter-Goliath. Weil der Zoowärter noch nicht begriffen hat, dass in dieser Geschichte der Kleine der wirklich Grosse ist, überlässt er mir stets grosszügig die Heldenrolle und so kam ich in den Genuss eines bewundernden Publikums, als ich da in der Küche mutig meine imaginäre Schleuder über dem Kopf schwang. Das Prinzchen konnte von dem Schauspiel gar nicht genug bekommen und so flogen dem armen Goliath die imaginären Kieselsteine nur so um die Ohren. Wo doch jedes Kind – mit Ausnahme des Prinzchens – weiss, dass David schon beim ersten Mal getroffen hat. Eigentlich sollte ich mit diesem Auftritt meine Minuspunkte wieder kompensiert haben, aber ich fürchte, dass solche Qualitäten nicht gefragt sind, wenn es darum geht, zur „Besten Mama des Jahres“ gewählt zu werden.
Ach ja, ich habe mich übrigens gar nicht bei einem derartigen Wettbewerb angemeldet, aber ich bin mir sicher, dass er irgendwo auf diesem Planeten ausgetragen wird. Wenn nicht hier, dann ganz bestimmt in den USA.
P.S. Habe soeben noch einen draufgegeben: Während ich auf dem Trottoir mit einer anderen Mama, die etwas bei mir abliefert, über die besten Feierabend-Filme quatsche, verrichtet der Zoowärter oben sein grosses Geschäft und weil er vergessen hat, dass das Geschäft gross und nicht klein war, landet die Sache im Lavabo und der Zoowärter brüllt. Grossartig, wie ich meine Kinder im Griff habe, nicht wahr? Und nein, ich sage nicht, was die Freundin abgeliefert hat, sonst meinen alle, die ältere Kinder haben, sie dürften ihre Keller räumen und auch bei mir abliefern. Aber solche Sachen nehme ich nur von Freunden, die verstehen, dass auch eine Grossfamilie nicht unbegrenzten Bedarf hat….
Eigentlich ist es ja beruhigend, dass es keine perfekten Mamas gibt. Was würde ich denn überhaupt schreiben, wenn ich alles im Griff hätte? Und dann bekäme ich all die netten Kommentare nicht. Also: Ein Hoch auf alle Missgeschicke!
Am liebsten sind mir die Leute, die mir ihren Ramsch auch noch verkaufen wollen. Neulich wollte doch tatsächlich gebrauchte Unterhosen für Luise verkaufen…
Stimmt wohl schon: Wenn die Mama versagt, ist das wohl immer besonders witzig für die Kinder.
Klingt nach dem ganz normalen Wahnsinn. Nur schöner beschrieben. 😉
Solche Tage muss es auch geben. Nobody´s perfect. Auch nicht die beste Mama des Jahres.
kommt mir sehr bekannt vor 🙂 Wünsche weiter starke Nerven !
Ich würde den Preis noch nicht in den Wind schreiben, sind es doch solche Tage, welche gerade den Zwergen im Gedächtnis haften bleiben, als besonders Lustige und erwähnenswerte Tage 🙂
Ich wage mir gar nicht vorzustellen, welche Menge an Sachen ihr als Familie mit mehreren Kindern bekommt, platzt doch schon unser Kinderzimmer und Keller aus allen Nähten…
Schön geschrieben *schmunzel* Liebe Grüße, Emily