Fussball ist nicht gerade Karlssons allerliebste Freizeitbeschäftigung. Im Gegenteil: Bis vor einigen Monaten hat er um jeden Ball einen weiten Bogen gemacht. Deshalb waren wir auch sehr erstaunt, dass der Junge sich freiwillig zum Schülerturnier angemeldet hat und bis heute früh waren wir nicht sicher, ob er auch tatsächlich auf dem Rasen stehen würde, wenn es ernst gilt. Kam er doch mehr als einmal völlig frustriert vom Training nach Hause. Erstaunlicherweise liess er es sich dennoch nicht nehmen, schon im Morgengrauen ins Elternschlafzimmer zu schleichen, um uns zur Eile anzutreiben, weil das erste Spiel doch „schon in zwei Stunden“ beginnen würde.
Trotz viel zu kurzer Nacht liessen es „Meiner“ und ich es uns nicht nehmen, abwechslungsweise die Spiele unseres Ältesten durch unsere Anwesenheit zu würdigen. Man weiss ja nie, ob Karlsson je wieder Lust haben wird, einem Ball nachzurennen, da er weder väterlicher- noch mütterlicherseits Fusballergene vererbt bekommen hat. Nun ja, als ich noch sehr sehr jung war, habe ich mich hin und wieder an Grümpelturnieren beteiligt, aber bloss, weil es mir so viel Spass machte, wenn die Jungs aufheulten vor Schmerz, weil ich konsequent gegen ihre Schienbeine trat, wenn ich eigentlich den Ball hätte treffen sollen.
Nun, Karlsson trat niemanden gegen die Schienbeine, aber er trat auch nicht gegen den Ball. Sobald dieser nämlich in seine Nähe kam, suchte er das Weite und so schaffte er es, an einem Fussballturnier dabei zu sein, ohne Fussball zu spielen. Aber er war glücklich dabei und darum waren wir es auch. Am Ende hatte ich aber dennoch eine Frage: „Karlsson, weshalb weichst du denn eigentlich dem Ball immer aus?“, wollte ich wissen. „Weil ich Kopfbälle machen muss, wenn der Ball zu mir kommt“, antwortete er mir. Als ich wissen wollte, ob er denn Angst vor Kopfbällen habe, meinte er ganz ernsthaft: „Nein, natürlich nicht. Aber bei jedem Kopfball geht eine Gehirnzelle kaputt und ich will doch mein Gehirn nicht kaputt machen.“
Kluges Kerlchen. Er weiss, dass es sich nicht lohnt, sich wegen eines doofen Balls das Gehirn zerstören zu lassen. Wobei zwei oder drei Kopfbälle seinem Gehirn ganz bestimmt nicht geschadet hätte. Er hat ja nicht bloss zwei oder drei Gehirnzellen….