Anonym

Als ich vor einigen Jahren meine ersten Gehversuche mit Bloggen machte, dachte ich nicht im Traum daran, dass ich dies länger als zwei oder drei Wochen tun würde. Noch viel weniger dachte ich, dass je mehr als zwei oder drei Menschen sich auf diese Seite verirren würden. Und so dachte ich keinen Moment daran, die ganze Bloggerei anonym zu betreiben. Wozu auch? Es lesen ja ohnehin nur Freunde mit und vor denen habe ich ja nichts zu verbergen.

Inzwischen lesen auch noch ein paar andere mit und weil ich nie auf die Idee gekommen bin, mir ein Pseudonym zuzulegen, weiss jeder, wer die Autorin dieser Zeilen ist. Was an sich auch kein Problem ist, finde ich doch, man sollte nur schreiben, wozu man auch stehen kann. Dass es da noch einen anderen Aspekt zu berücksichtigen gäbe, daran habe ich nicht gedacht.

Wie man weiss, amüsiere ich mich gerne über die Absurditäten des Lebens. Gibt es etwas Lustvolleres, als hin und wieder eine skurrile Szene so richtig auszuschlachten? Für mich kaum. Nun ist es aber leider so, dass man Skurriles nicht nur mit Menschen erlebt, die einem völlig unbekannt sind. Hin und wieder, oder sogar ziemlich oft, stolpert man mitten im ganz normalen Familien- und Arbeitsalltag über die wunderbarsten Absurditäten. Und ehe man sich versieht, beginnt der Kopf zu texten, es entstehen die wunderbarsten Sätze über irgend eine aberkomische Situation, die man seinen Lesern keinesfalls vorenthalten möchte. Fast schon macht man sich auf, den Text in die Tasten zu hauen, da kommt einem in den Sinn, dass das ja nicht geht, weil derjenige, den man so gerne mal in die Pfanne hauen würde, vielleicht Wind von der Sache kriegen würde, weil man ja eben nicht anonym schreibt.

Was also tun? Mir einen Zweitblog zulegen, wie „Meiner“ vorschlägt? Wohl kaum, wo ich doch für den einen kaum mehr Zeit finde. Zudem würde ich mich nicht allzu lange verstellen können, gelte ich doch als miserable Schauspielerin. Hemmungslos über alles Absurde berichten? Vermutlich auch nicht die Lösung, bin ich doch ein geselliger Mensch, der keine Lust hat, in die soziale Isolation zu geraten, bloss weil ich meine Finger nicht unter Kontrolle habe. Es wird mir wohl nichts anderes bleiben, als die Geschichten für mich zu behalten  und sie eines Tages, wenn ich wieder mehr Zeit zum Schreiben habe, in einen Text einfliessen zu lassen, der so weit entfernt ist von der Realität, dass derjenige, der für meine Belustigung gesorgt hat, sich in den Zeilen nicht mehr wieder erkennen wird.

Abhanden gekommen

Es gab eine Zeit, da war diese Arbeit mein täglich Brot: Unverständliche Texte verständlich machen, stets gleiches Geschehen so präsentieren, dass doch noch eine neue Facette zum Vorschein kommt, die den Leser vielleicht interessieren könnte, mit möglichst wenigen, klaren Sätzen möglichst viel Inhalt weitergeben. Die völlig unspektakuläre Arbeit des Lokaljournalisten, wenn er mal wieder keine packende Geschichte hat aufspüren können. Alltagstrott also.

Es ist lange her, seitdem ich auf einer Redaktion gearbeitet habe, aber was man mal gelernt hat, das wird man immer können. Glaube ich zumindest. Und so zögere ich keinen Moment, wenn man mich fragt, ob ich einen kurzen Zeitungsbericht über dies und jenes verfassen könne. Ist doch ein Klacks, denke ich mir dann jeweils. Wer täglich bloggt – auch dann, wenn Luise mit Blinddarmentzündung im Spital liegt oder fünf kleine Vendittis mich mal wieder an den Rand des Nervenzusammenbruchs treiben – und sich hin und wieder Zeit freischaufelt, um an umfangreicheren Texten zu arbeiten, der wird doch wohl auch ein paar Sätze über ein Weihnachtskonzert oder über einen Anlass in der Kirchengemeinde aus dem Ärmel schütteln können.

Aber genau das will mir einfach nicht mehr gelingen. Gebt mir den Auftrag, euch zwei Seiten mit meinen Gedanken zur Waffeninitiative, über die wir Mitte Februar abstimmen dürfen, zu schreiben und ich liefere euch drei. Bittet mich darum, euch ein paar absurde Müsterchen aus dem Alltag einer durchgeknallten Mama zu schildern und ich werde gar nicht mehr aufhören können mit erzählen. Fragt mich, ob ich einen Einspalter über die Einweihung eines neuen Parkplatzes schreiben kann. Ich werde ja sagen, weil ich ja noch immer dem Irrglauben anhänge, ich könnte das. Aber dann, wenn ich ja gesagt und eure Einweihung besucht habe, werde ich stundenlang mit leerem Blick vor dem Bildschirm sitzen, hin und wieder ein Sätzchen herauswürgen, das ich unzählige Male drehe und wende, ehe ich es wieder lösche und irgendwann werde ich völlig entnervt irgend einen Mist zu Papier bringen, den ich, am liebsten unter Angabe eines falschen Namens, verschämt der Redaktion zukommen lasse, die das Zeug dann gnädigerweise publiziert.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber je mehr ich schreibe, umso mehr kommt mir abhanden, was jeder Journalist im Schlaf können muss, nämlich Bericht erstatten.  Ich vermute, meine Zeiten auf der Redaktion werden nie wieder kommen. Offen gestanden bin ich gar nicht so unglücklich darüber. Denn wenn ich daran denke, wie ich wieder mit leerem Blick auf den Bildschirm starren werde, wenn dieser Text zu Ende ist und ich denjenigen herauswürgen werde, den ich zu schreiben versprochen habe, dann wird mir klar, dass ich keine Journalistin mehr, sondern einfach eine  Schrei(b)ende bin.

Fehlanzeige

Okay, ich geb’s ja zu, dass Jasmin Hutter damals, als sie noch Nationalrätin war, mir ganz schrecklich auf die Nerven gefallen ist. Und darüber habe ich freimütig geredet. Weil ich der Meinung war, dass ich als Mutter, die auch schon die sehr unromantischen Seiten des Familienlebens kennen gelernt hatte, einiges mehr zum Thema zu sagen hatte, als sie, die damals gerade mal mit dem ersten Kind schwanger war. Frauen, die lauthals verkünden, was Mama zu tun und zu lassen hat, bevor sie selber Mama sind, sind mir äusserst suspekt. Wenn sie dann auch noch mit ihrem Gerede Politik machen wollen, dann bringt mich das zur Weissglut. Inzwischen aber hat sich Frau Hutter ins Privatleben zurückgezogen und seither habe ich mich nicht mehr um sie gekümmert. Warum sollte ich auch, jetzt wo sie in der Öffentlichkeit schweigt? Und ich bin mir fast ganz sicher, dass sie inzwischen bestimmt die eine oder andere Erfahrung gemacht hat, die sie erkennen lässt, dass Muttersein schwieriger ist, als es in der Fernsehwerbung jeweils aussieht. Für mich also wäre das Kapitel Jasmin Hutter abgeschlossen.

Wäre, wenn sich nicht seit einiger Zeit immer öfters Menschen auf meinen Blog verirren, die offenbar verzweifelt auf der Suche sind nach Hinweisen, dass bei Hutters der Haussegen schief hängt. Ich kann mir nicht erklären, weshalb mein Blog bereits an dritter Stelle erscheint, wenn man nach Eheproblemen im Hause Hutter sucht, aber ich bin mir ganz sicher, dass das Gerücht, so es denn existiert, nicht aus meiner Küche stammt. Denn wie bereits erwähnt, ist mir Jasmin Hutter, jetzt, wo sie keinen Einfluss mehr nimmt auf die Geschicke der Schweiz, ziemlich egal. Und deshalb, liebe Suchende, muss ich euch leider enttäuschen. Bei mir findet ihr keine süffigen Geschichten über das ehemalige Aushängeschild der SVP-Frauen. Da müsst ihr schon anderswo im Dreck wühlen.

Desperate Mousewife

Als ob der gestrige Frusttag nicht schon schlimm genug gewesen wäre – ich hoffe, ihr habt mein völlig unprofessionelles Gebrüll nicht gehört – muss heute auch noch die Internetverbindung streiken. Nun gut, streiken tut sie schon seit längerer  Zeit, aber nachdem ich die vergangenen Tage mit dem Computer auf dem Sofa verbracht habe, ist mir das stetige Ein und Aus der Drahtlosverbindung verleidet. Und so habe ich mich heute endlich dazu durchgerungen, mal wieder meine Freunde bei Sunrise anzurufen. Die Ferndiagnose, die man mir dort gestellt hat, war leider nicht gerade der Aufsteller des Tages: Vermutlich sei das Modem kaputt, aber ich hätte ja zwei Jahre Garantie auf das Gerät, das ich jetzt eben werde zur Reparatur einschicken müssen. In meinem Kopf schrillten die Alarmglocken, denn Modem weg bedeutet für mich soviel wie Abgeschnittensein vom Leben. Ja, ich weiss, vor zwölf Jahren ging es auch noch ohne und „Meiner“ und ich stellten uns tatsächlich die Frage, ob sich die Sache mit dem Internet je durchsetzen würde, oder ob wir auf einen privaten Anschluss verzichten könnten. Aber damals wusste ich ja noch nichts von Bloggen, Internet-Shopping und Arbeiten von zu Hause aus. Heute aber geht bei mir ohne Internet nichts mehr und deshalb geriet ich in leise Panik, als ich hörte, dass unser Modem wohl zur Kur muss.

Auch der Rest der Ferndiagnose stimmte mich nicht viel optimistischer. Ich könnte ja mal nachfragen, ob die im Sunrise Center in Aarau ein Ersatzmodem für die Zeit hätten, aber garantieren könne er mir natürlich nichts, meinte der Herr von Sunrise, der trotz unserer engen Freundschaft, die uns verbindet, nicht eben freundlich war. Um mich nach diesen düsteren Nachrichten zu beruhigen, versuchte ich sogleich, in Aarau anzurufen um zu fragen, ob sie allenfalls ein Ersatzmodem für eine verzweifelte Mousewife an Lager hätten. Aber leider kann man den Laden in Aarau gar nicht anrufen. Man landet im gleichen Call-Center, wie wenn man die Support-Hotline anruft. Was bleibt mir da anderes übrig, als mein Monster von Computer in den Flur zu schleppen, ihn mit dem Kabel ans Modem zu hängen und mir den Frust von der Seele zu schreiben? Und dann zu hoffen, dass das Modem endlich seine Selbstheilungskräfte aktiviert, damit ich es nicht einschicken muss. Immerhin habe ich es ja auch ohne Kur geschafft, wieder halbwegs auf die Beine zu kommen.

Bettgeschichten

Ich schreibe und wähle nicht nur links, ich schlafe auch links. Genauer gesagt, schlafe ich auf dem linken Ohr und zwar auf der Seite des Bettes, die man als die Linke empfindet, wenn man auf dem Rücken im Bett liegt. Also die Seite, die rechts liegt, wenn man vor dem Bett steht. Weil ich aber lieber im Bett drin liege, als davor zu stehen, ist das für mich die linkere Seite des Bettes, auch wenn sie objektiv betrachtet eher die rechte Seite ist. Alles klar? Wenn nicht, ist das auch egal, ihr müsst ja nicht mit mir das Bett teilen.

Der Mann aber, der mit mir seit mehr als zwölf Jahren das Bett teilt, hat entschieden, dass er es satt hat, mir immer die linke Seite zu überlassen. Angeblich, weil „wir doch noch nicht so alt sind, dass wir immer alles gleich beibehalten müssen“ und dann auch noch, weil er mich so „viel besser umarmen kann“. Ha, von wegen! Ich habe ihn durchschaut. Er will bloss, dass ich wieder auf die Bettseite rücke, die näher beim Prinzchen ist. Ja, ich weiss, es ist vollkommen lächerlich, dass das Prinzchen auch im reifen Alter von zwei Jahren noch in unserem Zimmer schläft. Aber hey, er ist unser Jüngster, was erwartet ihr von uns? Dass wir ihn vor seinem achtzehnten Geburtstag aus unserem Zimmer ausziehen lassen? Wo doch sogar „Meiner“ –  der sonst täglich findet, es wäre doch grossartig, wenn das Prinzchen etwas grösser und vernünftiger wäre – völlig entsetzt war, als ich vorschlug, wir sollten das Prinzchen vielleicht zu seinen Geschwistern umziehen lassen. „Aber dann kann ich ihn ja gar nicht mehr bewundern, wenn er schläft“, meinte er. „Er ist doch so süss, wenn er da mit seinem Bären und seinem Krümel im Bettchen liegt.“

Gut, dann bleibt er eben, das Prinzchen. Ist mir ganz recht. Aber dann soll „Meiner“ die Konsequenzen dafür tragen. Was er aber nicht tun will und das, so vermute ich zumindest, ist der wahre Grund für meine Vertreibung aus dem linksseitigen Paradies. Während nämlich 99,9 Prozent aller Mütter klagen, ihre Männer würden nachts nie wach, wenn die Kleinen weinen, ist es bei uns genau umgekehrt: Ich schlafe friedlich weiter, während „Meiner“ Fläschchen wärmt, Windeln wechselt und im Dunkeln Nuggis sucht. Das war nicht immer so, früher haben wir uns diese Pflichten redlich geteilt. Aber irgendwann hat sich herausgestellt, dass „Meiner“ nach der Erledigung dieser Pflichten wieder friedlich weiterschläft, ich aber die halbe Nacht wach liege, wenn ich mal meine linke Betthälfte habe verlassen müssen. Und weil „Meiner“ ein netter Kerl ist, hat er von da ab die Nachtdienste alleine übernommen.

Wie ich jetzt feststellen muss, hat selbst die Nettigkeit von „Meinem“ ihre Grenzen. Denn seitdem er mich kurzerhand auf die reche Bettseite verbannt hat – die Bettseite, die links liegt, wenn man vor dem Bett steht, die man aber als rechts empfindet, wenn man im Bett liegt -, tut er nachts keinen Wank mehr. Seither habe ich jede Nacht Prinzchen-Dienst und weil ich danach nicht mehr einschlafen kann, entstehen dann in meinem Kopf Blogeinträge über linke und rechte Bettseiten und andere Banalitäten. Ich hoffe doch sehr, meine geschätzte Leserschaft wird sich bei „Meinem“ dafür stark machen, dass ich meine linke Bettseite zurück bekomme. Ihr wollt ja wohl nicht, dass ich euch weiterhin mit solchen Bettgeschichten langweile, nicht wahr?

Wieder mal ein wenig weiser geworden

Hin und wieder sammeln sich bei mir neue Erkenntnisse an, die ich dann unbedingt mit meinen Lesern teilen will, weil sie so weltbewegend sind. Hier also  wären sie:

1. Wenn man seinen Computer durch Net Nanny bewachen lässt, dann sollte man im Blog nicht unbedingt von Absinthe-Luxemburgerli schwärmen. Denn sonst kann es passieren, dass einem die Net Nanny den Zutritt zum eigenen Blog verwehrt, weil dort angeblich für Alkohol geworben wird. Zum Glück kenne ich das Zauberwort, sonst wäre hier seit gestern Abend vorbei mit Lustig.

2. Das Novemberschreiben findet im November statt, weil es dann –  Zeitumstellung sei Dank –  sogar der grösste Morgenmuffel schafft, frühzeitig aus den Federn zu kommen, um ein wenig zu schreiben, bevor die Kinder durchs Haus rasen. Gott sei Dank gibt es kein Märzschreiben. Da brächte ich wohl keinen Satz zustande, geschweige denn 50’000 Wörter.

3. Wer findet, er werde zu wenig beachtet, muss nur einmal mit einem dunkelhäutigen Prinzchen an der einen und einem blonden Prinzchen an der anderen Hand spazieren gehen.  Spätestens nach zehn Minuten hat man mehr bewundernde Blicke eingeheimst als im ganzen bisherigen Leben.

4. Auch Arbeit, die man mit Leidenschaft tut, laugt aus. Bisher hatte ich ja die Meinung vertreten, nur Dinge, zu denen ich mich aufraffen muss – Unterrichten, Hausarbeit, Rechnungen bezahlen – würden mich ermüden. Inzwischen habe ich leider erkennen müssen, dass ich es auch nicht schaffe, rund um die Uhr das zu tun, was mich begeistert: Schreiben, die Kinder um mich haben, Projektarbeit und dergleichen. Hin und wieder sollte man schlafen, so sehr man sich auch dazu überwinden muss.

5. Zweijährige Jungs sollten auf gar keinen Fall dunkelblondes, dichtes Haar auf dem Kopf haben, denn sonst werden sie grundsätzlich als Mädchen behandelt, mögen sie sich noch so sehr wie ein furchterregender Ritter aufführen.

6. Delegieren klingt zwar gut, ist in der Realität aber völlig unbrauchbar, weil man dreimal mehr Arbeit hat, als wenn man die Sache von Anfang an selber an die Hand genommen hätte.

7. Auch wenn es dir im August, als du den Termin vereinbart hast, noch so vorkam, als würde es nie November, irgendwann ist der November dennoch da und du musst der Tatsache ins Auge sehen, dass du am nächsten Samstag eine Lesung abhalten wirst und dass es jetzt zu spät ist, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

8. Es sieht zwar viel ordentlicher aus, wenn man seinen Kalender elektronisch führt und man ihn am Anfang der Woche ausdruckt, anstatt alles in diese winzigen Feldchen auf dem Wandkalender zu kritzeln. Das Leben aber bleibt gleich chaotisch wie eh und je.

9. Glaube bloss nicht, es bliebe der Kinderärztin verborgen, dass das Prinzchen an seinem Geburtstag zu viele Süssigkeiten gegessen hat. Ein kurzes Abtasten des Bauches und es ist klar, dass diese Verstopfung nie und nimmer zustande gekommen wäre, hätte sich das Kind in den vergangenen Tagen von Obst, Vollkornbrot und Apfelsaft ernährt. Und nein, ich bin nicht schon wieder aus nichtigem Grund zum Arzt gerannt. Das Kind musste bloss zeigen, dass es sich seinem Alter entsprechend entwickelt. Und ich kann übrigens wirklich nichts dafür, dass er sich inzwischen zu einem kleinen Klugscheisser entwickelt hat: Da wollte ihm ein Dreijähriger weismachen, das auf dem Bild sei ein Fisch, aber das Prinzchen insistierte, dass es ein „Defwiin“ sei. (Nun ja, ich würde zwar behaupten, es sei ein Hai gewesen und kein Delfin, aber was weiss ich denn schon?)

10. Du kannst Luise tausendmal sagen, sie dürfe nicht mit Mamas Keilabsätzen an den Füssen vom Trip Trap springen. Sie würde auch dann nicht glauben, dass das nicht geht, wenn sie sich  tatsächlich einmal den Knöchel brechen würde.

11. Wenn man versehentlich den Blogpost in den Papierkorb bewegt, anstatt ihn zu veröffentlichen, dann sollte man dies vielleicht als Zeichen auffassen, dass es jetzt Zeit für Feierabend wäre. Oder aber dass der Post zu doof ist, um publiziert zu werden.

Seien wir doch ehrlich…

„Hätte ich das jetzt wirklich schreiben sollen?“, fragte ich mich, nachdem ich den Post über diesen völlig missratenen Dienstag veröffentlicht hatte. Soll ich meine Leser wirklich wissen lassen, dass ‚Meiner‘ trotz all seiner Qualitäten fähig ist, mich zu enttäuschen? Dass er nicht fehlerfrei ist, auch wenn man dies hin und wieder glauben könnte, wenn man mich von ihm schwärmen hört? Wo ich es doch nicht ausstehen kann, wenn (Ehe)partner übereinander herziehen, anstatt miteinander die Unstimmigkeiten auf den Tisch zu bringen und zu lösen.

Fast hätte ich den Text deswegen abgeändert, doch dann beschloss ich, ihn bleiben zu lassen, wie er ist. Denn welchen Wert hat es, wenn ich nur darüber berichte, wie gut „Meiner“ und ich harmonieren, es aber verschweige, dass bei uns hin und wieder die Fetzen fliegen, dass wir durchaus dazu fähig sind, einander zu enttäuschen? Nein, ich werde nicht in aller Öffentlichkeit über „Meinen“ herziehen, denn was ich an ihm auszusetzen habe, sage ich ihm lieber direkt. Aber würde ich nicht ein völlig verlogenes Bild von unserer Ehe malen, wenn ich alles, was das kitschige Gemälde der perfekten Beziehung stören könnte, ausklammern würde? Wie glaubwürdig wäre mein Geschreibsel, wenn ich alle Mängel überpinseln würde?

Wobei ich anfügen muss, dass die perfekte Beziehung in meinen Augen nicht frei ist von Konflikten, Enttäuschungen und sinnlosem Zanken über Alltägliches. Die perfekte Beziehung – so es diese denn gäbe – zeichnet sich in meinen Augen dadurch aus, dass sie mit den Konflikten, den Enttäuschungen, dem sinnlosen Gezanke und was die Ehe sonst noch mit sich bringt, umzugehen weiss. Dass sie Unangenehmes nicht unter den Teppich kehrt. Und vor allem, dass sie sich durch all dies die Liebe nicht nehmen lässt.

Nicht einfach, ich weiss. Zuweilen auch sehr mühsam und aufreibend. Aber seien wir doch ehrlich: Ich kann von „Meinem“ nicht verlangen, dass er mich trotz all meiner Mängel liebt, wenn ich ihm nicht die gleiche Grosszügigkeit entgegenbringe.

Tischgespräche

Wer mein gestriges Gejammer über Spielverderber-Kinder gelesen hat, könnte nur allzu leicht glauben, ich würde mit der Autorin einig gehen, die heute im Mamablog die Meinung äussert, der Familientisch sei eine ganz und gar überbewertete Sache. Sie beschreibt das mir nur zu gut bekannte Familienchaos, das jeweils herrscht, wenn sich alle zur gemeinsamen Mahlzeit hinsetzen. Sie berichtet von aussichtslosen Bemühungen, den Kindern gesundes Essen schmackhaft zu machen, von verschmierten Babys und  von Tischgesprächen, die nicht in Gang kommen wollen und kommt am Ende zum Schluss, das Konfliktpotenzial des Familientisches sei bedeutend grösser als das Harmoniepotenzial. Als entspannende Alternative empfiehlt sie ein TV-Dinner.

Nun, was soll ich dazu bloss sagen? Klar bin ich auch der Meinung, dass viele der  in den Erziehungsratgebern beschriebenen Alltagssituationen auf dem Papier deutlich harmonischer aussehen, als sie sich in der Realität dann abspielen. Klar haue auch ich immer wieder mit der Faust auf den Tisch, weil es mir einfach zu laut, zu chaotisch, zu ungemütlich wird. Klar kämpfen auch wir immer wieder dagegen an, dass die ungesunden Würstchen zwar gegessen, die nahrhafte Suppe aber links liegen gelassen wird.

Dennoch kann ich nach bald zehn Jahren Familienleben nicht ohne Genugtuung verkünden, dass sich der alltägliche Kampf um einigermassen gesittete Mahlzeiten auch gelohnt hat. Zum Beispiel, wenn Karlsson bei jedem zweiten Essen laut schmatzend verkündet, dieses Essen komme auch auf seine Liste der Lieblingsessen und Luise ihm strahlend beipflichtet. Wenn der FeuerwehrRitterRömerPirat plötzlich einen ganzen Teller Randensalat hinunterschlingt, weil er bei seinem obligatorischen Bissen, den er jeweils probieren muss, gemerkt hat, dass das tiefrote Gemüse nicht nur schön aussieht, sondern auch wunderbar schmeckt. Wenn der Zoowärter noch einen Nachschlag Krautsiele verlangt, obschon er schon fast die ganze Schüssel alleine leer gegessen hat. Wenn der Bruder von Karlssons bestem Freund plötzlich auch bei uns zu Mittag essen will.

Nein, so wie im Erziehungsratgeber laufen auch bei uns die Mahlzeiten nicht ab. Wie könnten sie denn, wo bei uns nicht höchstens vier sondern mindestens sieben Personen am Tisch sitzen? Ausserdem streiten wir uns viel zu oft. Hin und wieder muss auch einer auf sein Zimmer gehen, weil er sich so saumässig aufgeführt hat. Und zuweilen kommt es gar vor, dass „Meiner“ und ich erst dann essen, wenn die alltägliche Schlacht geschlagen ist und wir endlich in Ruhe eine Mahlzeit geniessen können. Dennoch liebe ich unsere gemeinsamen Mahlzeiten als die Zeiten am Tag, wo wir wirklich alle an einem Haufen zusammen sitzen und uns selber sein dürfen. Dass dazu nicht nur Genuss und Harmonie, sondern auch die nicht immer tadellosen Tischmanieren, die kleinen Sticheleien und das Gemotze gehören, damit habe ich mich inzwischen abgefunden.

Von Fussball- und anderen Verrückten

So ein kleines bisschen in Verlegenheit gebracht hat er uns ja schon mit seinem Geburtstagswunsch, unser FeuerwehrRitterRömerPirat: Ein Schweizer Fussballdress mit Schienbeinschonern, Fussballschuhen und Ball. Wie soll man dies als Nicht-Fussballfan und nicht sonderlich patriotisch eingestelltes Elternpaar bloss fertigbringen, ohne den Verdacht zu erwecken, die Sache mit dem Nicht-Fussballfan und nicht sonderlich patriotisch eingestellt sei bloss gespielt? Zumal zu dem Zeitpunkt, als unser Sohn seinen Herzenswunsch äusserte, die WM eben gerade begonnen hatte und die Dinge für die Schweiz noch eher rosig aussahen. Hätten wir in jenen schon fast vergessenen Tagen den Einkauf getätigt, die Verkäuferin hätte uns wohl mit einem feurigen „Hopp Schwiiiiiiz!“ begrüsst. Und das Fussball-Tenue hätte ein Zehnfaches seines üblichen Preises gekostet.

Also warteten wir ab, bis die Fussballbegeisterung im Lande etwas abgekühlt war. Dass sie mit dem frühen Ausscheiden der Schweizer Nationalmannschaft so rapide absinken würde, hätten wir natürlich auch nicht erwartet. Und so wagten wir uns in jenen Tagen des allgemeinen Katzenjammers wieder nicht in die Läden, weil wir fürchteten, wir müssten am Boden zerstörtes Verkaufspersonal trösten. Ausserdem war es nun wirklich nicht der geeignete Zeitpunkt, um ein T-Shirt mit Schweizerkreuz zu kaufen. Wer will denn schon sein über alles geliebtes Kind als Loser abstempeln? Nur so nebenbei bemerkt: Wie sehr wir unseren Dritten lieben, merkt man nicht alleine daran, dass wir ihm Fussballkleidung kaufen, ihm erlauben, ins Fussballtraining zu gehen und ihm versprechen, bei seinen Spielen voller Begeisterung dabei zu sein, nein, wir halten uns gar auf dem Laufenden über sämtliche grossen Fussballturniere, damit wir ihm am Morgen jeweils die aktuellen Resultate liefern können.

Und weil wir uns natürlich auch gestern auf dem Laufenden  hielten, sahen wir heute den Zeitpunkt gekommen, endlich das Geburtstagsgeschenk einzukaufen. Jetzt, wo fest steht, dass die Schweizer die einzigen waren, die an dieser WM dem Weltmeister die Stirn bieten konnten, muss man ja nicht mehr vor lauter Scham im Boden versinken, wenn man ein Schweizer-Trikot kauft. Und vielleicht gibt’s die Dinger ja jetzt im Sonderangebot, dachten wir uns und begaben uns frohgemut nach Schwyz zum Einkauf, während unsere vier grösseren Kinder das Kinderprogramm in Anspruch nahmen.

Aber in Schwyz scheint man nichts von Fussball zu halten. Im Geschäft Nummer1, einem national bekannten Sportgeschäft, beschied man uns, Fussballsachen habe man nicht, man sei hier „nicht so in“. Im Geschäft Nummer 2 empfahl man  uns ein Einkaufzentrum an einem anderen Ort, dort gebe es ein grosses Sportgeschäft. Doch bevor wir unser übermüdetes Prinzchen mit einer weiteren Autofahrt stressen wollten, schauten wir noch kurz bei Geschäft Nummer 3 vorbei. Und wurden endlich fündig: Eine komplette Schweizer-Ausrüstung und einen Italien-Fussball. Wie war das nochmals mit Loser? Aber wir sagten uns „Nach der WM ist vor der WM“ – es gibt bestimmt irgend einen frustrierten Fussballtrainer, der solche nichtssagenden Sätze von sich gibt, oder? – und kauften die Sachen. Und jetzt freuen wir uns auf Freitag, wenn unser fussballverrückter FeuerwehrRitterRömerPirat endlich seinen Herzenswunsch erfüllt bekommt. So sind wir nun mal, wir  kinderverrückten Eltern….

Ach übrigens, von wegen verrückt: Wie durchgeknallt muss man denn sein, um im strömenden Gewitterregen mit dem Laptop durch die ganze Ferienanlage zur Lobby zu rennen, wo man triefend nass – zum Glück gibt’s hier keine „Wet-T-Shirt-Contests“, sonst würden die noch glauben, ich wollte auch mitmachen – einen Blogpost in die Tasten zu hauen, während im Hintergrund eine Hotel-Pianistin „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ heult und die Gäste mitheulen?

Wie bitte?

Okay, ich geb’s ja zu: Beautifulvenditti ist nicht gerade ein eingängiger Name für einen Blog. Und ich weiss, dass man sich da hin und wieder vertippt. Deshalb sehe ich auch grosszügig über all die eigenartigen Suchbegriffe hinweg, welche die Leute eingeben, um mein Geschreibsel zu finden. Ist schon alles mögliche vorgekommen und meisten lache ich schallend, wenn es gar zu lustig wird. Aber das geht nun wirklich zu weit. Da hat man mich doch heute gleich zweimal mit dem Suchbegriff beautifaulvendtti“ gesucht. Was ich ja noch halbwegs verkraften könnte. Aber dass man mich damit auch gefunden hat, das gibt mir schon zu denken…