Heute investiert

75 Minuten und 110 Blumenzwiebeln in einen bunteren Frühling. 

6,5 Minuten in die botanische Erziehung des Prinzchens und seines besten Freundes. („Zuerst mit dem Ende des Kochlöffels ein Loch in die feuchte Erde graben…Nein, noch etwas tiefer…noch etwas tiefer…Halt! So tief nun auch wieder nicht…jetzt die Blumenzwiebel rein, zudecken und das nächste Loch graben. Nein, nicht hier, hier habe ich schon eine gesetzt….Ihr mögt nicht mehr? Die hier noch, dann seid ihr fertig. Bringt den Kochlöffel wieder nach oben, den brauche ich noch. Nein, das machst du. Ja, ich weiss, du hast Rückenschmerzen von der harten Arbeit, aber glaub mir, das habe ich auch und mein Rücken ist bedeutend älter als deiner….“)

125 Gedanken und drei Gesprächsminuten mit „Meinem“ in eine verbesserte Nutzung des Gewächshauses. 

18 Gedanken in die Optimierung der Melonengrösse. Nicht, dass ich es übertreiben möchte, aber ich habe das Gefühl, dass für eine ausgereifte Tigermelone auch etwas mehr als 5 Zentimeter Durchmesser drinliegen.

39.80 Fr. in ein Verbessertes Raumklima und damit unendlich viel in das Wohlbefinden unserer Gäste, die den Geruch unserer Katzen durchaus noch wahrnehmen, wenn sie die Wohnung betreten.

Eine mit Curry-Blumenkohl belegte Piadina in die Liebesbeziehung zwischen dem Zoowärter und dem genannten Gemüse.

2 Stunden in das Anlegen eines Pfirsich-Wintervorrats. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unseren Nachbarn, der seinen Pfirsich-Überfluss mit uns teilt. Ja, wir haben auch anständige Nachbarn, nicht nur solche, die immer gleich die Polizei rufen.

2 Kilo zukünftiger Essiggurken in das Glück meines Mannes. Und meiner Kinder, falls „Meiner“ etwas für sie übrig lässt.

Je einmal ausschlafen und einmal Mittagsschlaf in die Bekämpfung meiner Dauermüdigkeit.

30 Minuten in ein glücklicheres Leben unserer Wachteln.

Viel Arbeit, ein bisschen Shopping und noch mehr Abwechslung in die Verhinderung meiner üblichen samstäglichen Misere. 

img_9782

Geschafft

Nach Schreibblockaden, Selbstzweifeln, unzähligen Angriffen auf meine montägliche Schreibzeit, sehr kurzen Nächten und viel Gejammer sind meine Texte endlich soweit gediehen, dass ich sie in die Hände des Verlags entlassen mag. Noch fehlt mir die Distanz, um Erleichterung oder gar so etwas wie Zufriedenheit mit meiner Arbeit zu verspüren, gedanklich bin ich aber bald wieder soweit, mich mit Schreibprojekten zu befassen, die in den vergangenen Monaten warten mussten. Zuerst aber werde ich wohl ein wenig verpassten Schlaf nachholen müssen, mir scheint nämlich, ich werde allmählich allzu kratzbürstig.

img_7874-small

Die Sache mit der Geduld

Liebe Kinderlein, heute möchte ich euch etwas zum Thema Geduld weitergeben. Der Volksmund behauptet gerne, die Geduld einer Mutter kenne keine Grenzen und ein paar ganz irregeleitete Menschen haben sogar mir unterstellt, äusserst geduldig zu sein, aber leider muss ich euch mitteilen, dass mütterliche Geduld sehr wohl begrenzt ist, in meinem Fall sind die Grenzen sogar ziemlich eng gesteckt. Oft marschiert ihr trotz klarer Markierung frisch und fröhlich über diese Grenzen hinweg und wenn’s dann irgendwann zur grossen Explosion kommt, reibt ihr euch erstaunt die Augen und klagt lauthals über eure böse Mama. Wie, meine Ausführungen sind euch zu theoretisch? Dann schauen wir uns doch an einem taufrischen Praxisbeispiel an, wie man meinen Geduldsfaden so lange strapaziert, bis er schliesslich mit grossem Donnerwetter reisst. 

Meist fängt es abends gegen neun Uhr an, wenn sich mein Organismus allmählich auf Feierabend einstellt und ihr euch weiterhin standhaft weigert, dies zu respektieren. Ob ihr nun mit freudigen Nachrichten wie „Mama, ich hab in zwei Stunden ein ganzes Buch gelesen“, mit Schreckensnachrichten wie „Mist, morgen haben ich einen Test und noch überhaupt nichts geübt“ oder mit Nöten wie „Ich hab plötzlich so grossen Hunger, weil ich nichts essen mochte, als es Abendessen gab“ aus dem Bett geschlichen kommt, fällt nicht so sehr ins Gewicht. Ich bin dann einfach nicht mehr ganz fit und darum entsprechend kurz angebunden, wenn auch durchaus bereit, euch zu helfen, wenn es angebracht ist. 

Schwieriger wird es, wenn es um halb elf noch immer Streit zu schlichten, Monster zu verscheuchen und vermeintliche Schrammen zu verarzten gilt. Vielleicht merkt ihr, dass ich dann nicht mehr allzu nett bin, aber vermutlich schert ihr euch einen Dreck darum, denn ihr könnt einfach nicht verstehen, weshalb ich so altmodisch auf Nachtruhe bestehe. 

Natürlich stehe ich bereitwillig auf, wenn nachts um halb eins die Angst ins Kinderzimmer geschlichen kommt, auch wenn ich innerlich frustriert seufze. Wenn ich mir dann aber neunzig Minuten lang das Geheule anhören muss, die Wohnungstür stehe noch immer offen, obschon ich sie eigenhändig geschlossen habe, nachdem sich Kater Leone endlich zum Drinnenbleiben hat durchringen können, dann zerrt das ganz schön an meinen Nerven. Ja, ich weiss, die Angst ist eine nahezu unüberwindbare Macht, aber wenn ich sage, ich hätte die Tür geschlossen, dann könntet ihr mir das getrost glauben.

Brüllt einer von euch morgens um halb fünf seine Geschwister an, weil sie ihm den Platz im Bett streitig machen, versuche ich so gut als möglich, dies zu ignorieren. Was kann ich denn dafür, dass ihr darauf besteht, euch das Bett zu teilen, wo doch jeder sein eigenes hat? Meiner Nachtruhe und damit meiner Geduld kommt es natürlich trotzdem nicht zugute, wenn der Streit schon im Halbschlaf losgeht.

Ab sieben Uhr kommen dann unzählige Kleinigkeiten hinzu, die meinen Geduldsfaden weiter strapazieren: Einer will partout nicht wach werden, was auch kein Wunder ist, wo er doch abends dem Schlaf so lange widerstanden hat, eine behauptet, nichts anzuziehen zu haben, zwei streiten sich um eine Tasse Kakao, einer überhört meine hundertste Ermahnung, sich jetzt endlich anzuziehen, eine will eine Unterschrift, die sie schon vor drei Wochen hätte einholen müssen, vier ignorieren meine dringende Bitte, das Prinzchen nicht zu wecken, einer weigert sich, die Hose anzuziehen, die sauber gefaltet im Schrank lag und will stattdessen jene, die noch feucht am Wäscheständer hängt, einer wünscht ein Gebet gegen die Prüfungsangst, zwei wollen gleichzeitig haarklein ihre endlosen Träume erzählen, aber keiner will der Erste sein, der zuhören muss, einer kippt in der Eile die Milchschale der Katzen um und will es nicht gewesen sein…

Sechzig Minuten Hochbetrieb, die locker zu schaffen wären, hätte ich abends und nachts dienstfrei gehabt. Weil ich aber mal wieder ziemlich anspruchsvollen Bereitschaftsdienst  hatte, der nur in den wenigsten Fällen auch wirklich notwendig gewesen wäre, bin ich morgens nicht taufrisch, sondern bereits am Ende mit meiner Geduld. Irgendwann in diesen sechzig Minuten fällt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, ich werde laut, wütend, vielleicht auch ungerecht, weil sich das Gewitter über dem Falschen entlädt. Ich bin die böse, launische Mama und ihr seid die armen, hilflosen Kinder, die obendrein auch noch zur Schule gehen müssen und alles ist so furchtbar unfair. 

Seht ihr, Kinderlein, so kommt es, wenn ihr wieder und wieder an meinem Geduldsfaden zerrt und so sehr ich euch wünschte, ihr hättet eine endlos geduldige und gütige Mama aus dem Märchenbuch, ihr werdet dennoch dazu gezwungen sein, euch mit eurer äusserst ungeduldigen Mama, die obendrein auch noch hormonellen Schwankungen unterworfen ist, zu arrangieren. Glaubt mir, wenn ihr dieser Mama spätabends und nachts so viel Ruhe wie möglich gönnt und sie während dieser Zeit nur im Ernstfall beansprucht, reisst ihr Geduldsfaden deutlich später, als wenn ihr pausenlos an ihm herumzerrt. 

img_7448

 

Schlaf Töchterlein, schlaf!

Sie war schon als Kleinkind besonders gut darin, sich die Nächte um die Ohren zu schlagen. Meist schlief sie abends um sechs innert Minuten ein, erwachte dann so gegen Mitternacht und setzte die Küche unter Wasser, schlafwandelte zur Grossmama ins Parterre oder fütterte ihre Brüder mit Schokolade bis sie morgens gegen sechs Uhr erschöpft einschlief. Um zehn oder elf erwachte sie wieder, war für den Rest des Tages quengelig und ungeduldig und schlief schliesslich meist vor dem Abendessen wieder tief und fest. So ging das zwei Jahre lang, irgendwann sass ich heulend im Sprechzimmer der Kinderärztin, aber auch sie konnte mir nicht weiterhelfen. Dann kam der Zoowärter zur Welt und seit jenem Tag schläft Luise mit wenigen Ausnahmen wie ein Murmeltier.

Na ja, bis vor Kurzem schlief sie, seit einiger Zeit macht sie wieder immer öfter die Nacht zum Tag. Meist fängt es damit an, dass ihr abends irgend eine schlimme Sache in den Sinn kommt, die ihr den Schlaf raubt, irgendwann lässt sie sich dann aber doch ins Land der Träume entführen. Dort findet sie aber offenbar keine Ruhe und deshalb findet sie meist mitten in der Nacht den Weg ins Elternschlafzimmer oder zu einem ihrer Brüder. Ob sie dabei auch wirklich wach ist, oder ob sie erst erwacht, wenn wir aus dem Tiefschlaf hochschrecken und fragen, was denn los sei, ist weder ihr noch uns ganz klar. Auf alle Fälle kommt irgendwann der Moment, wo sie wieder hellwach ist, wenn eigentlich Schlafenszeit wäre. Wie früher eben, ausser dass sie heute keine Überschwemmungen mehr veranstaltet. Manchmal findet sie den Schlaf nicht mehr, dann steht sie frühmorgens in unserem Zimmer und schimpft, wir würden alle immer schlafen, das sei so langweilig. Manchmal schläft sie im Morgengrauen wieder ein und will dann verständlicherweise nicht aus dem Bett kommen, wenn es Zeit wäre. Manchmal wird sie erst am späten Nachmittag vom Schlaf übermannt, was dann natürlich wieder das Einschlafen am Abend erschwert. Mit guter Laune ist da verständlicherweise nicht mehr zu rechnen.

Wir sind derzeit ziemlich ratlos, wie wir die Sache diesmal in den Griff bekommen können, denn die Methode von früher lässt sich heute nicht mehr anwenden. Eines aber weiss ich: Den Gedanken, mit grösseren Kindern würden die Nächte wieder ruhiger, können wir uns allmählich abschminken, denn ist Luises Schlafproblem erst mal gelöst, werden wir schon bald aufbleiben müssen, bis Karlsson nach Hause kommt.

DSC01136-small

 

Tut mir Leid, ich kann da nicht weiterhelfen

Seit längerer Zeit habe ich mich nicht mehr damit befasst, was Leser bei mir zu finden hoffen. Weil mir jedoch in den vergangenen Tagen eine Suchanfrage immer wieder ins Auge gestochen ist, habe ich das Gefühl, klarstellen zu müssen, wo ich nicht weiterhelfen kann.

Die Suchanfrage, die mich nachdenklich gestimmt hat, lautete folgendermassen: „Wie mache ich meinen Chef von mir abhängig?“ Zwei Dinge finde ich daran äusserst beunruhigend, nämlich 1. Was für eine Art Mensch bist du, wenn du deinen Chef von dir abhängig machen willst? Ich meine, ist das wirklich erstrebenswert, einen Menschen zu haben, der dauernd hinter dir her hechelt, weil er sich ohne deine Hilfe nicht mehr zurechtfindet? Was, wenn der Schuss nach hinten losgeht, und der Chef  nicht mehr ohne dich entscheiden kann, welche Krawatte er anziehen soll, was am Abend auf den Tisch kommt und was er seine Schwiegermama zum Muttertag schenken könnte? 2. finde ich es äusserst bedenklich, dass der Hilfesuchende ausgerechnet bei mir gelandet ist. Wenn man bei mir eines lernen kann, dann dies, wie man einen Chef davon überzeugen kann, dass es auch ohne dich geht. Ich könnte dir sagen, zu welchem Zeitpunkt du ein Kind bekommen solltest, damit deine Stelle schmerzlos wegrationiert werden kann, ich kann dir beibringen, wie du erfolgreich an deinem Chef vorbeiredest und eine Mauer aus Missverständnissen aufbaust. Aber damit wirst du kaum erreichen, dass der Kerl von dir abhängig wird, also frag mich bitte nicht mehr danach, okay?

Auch auf die Frage „Wie kann man so verantwortungslos sein mit Tieren?“ weiss ich leider keine Antwort, obschon ich schon mein halbes Leben danach suche. Ich kann dir höchstens sagen, wie ich selber mit der Problematik umzugehen versuche: Kein Fleisch essen, für die Familie nur Fleisch aus anständiger Herkunft zubereiten, Haustiere möglichst artgerecht halten, nach Möglichkeiten suchen, wie der Garten zum Lebensraum für Kleinlebewesen werden kann und den Kindern beibringen, dass Tiere wertvolle Geschöpfe sind, die es verdient haben, mit Sorgfalt und Liebe behandelt zu werden. Mehr kann ich leider nicht tun, aber glaub mir, sobald ich herausgefunden habe, wie man die Verantwortungslosigkeit gegenüber Tieren stoppt, werde ich meine Erkenntnisse mit dir teilen. Versprochen.

Leider muss ich auch euch enttäuschen, die ihr bei mir Hilfe zum Ämtliplan sucht. Ich weiss, euer Bedürfnis, mehr Ordnung in die Erledigung von Haushaltpflichten zu bringen, ist gross, aber da seid ihr bei mir eindeutig an der falschen Adresse. Klar, ich habe auch schon Ämtlipläne erstellt, von daher könnte ich euch zumindest in gestalterischer Hinsicht ein paar Tipps geben, aber meist liegt das Problem ja in der Umsetzung, nicht in der Gestaltung. Und bei der Umsetzung hapert’s bei mir wohl noch mehr als bei euch.

Auch in anderen von euch gesuchten Bereichen – von der Nuggi-Entwöhnung über das Moderieren von Gottesdiensten bis hin zu „Magen Darm 2013“ – bin ich schlicht zu wenig qualifiziert, um euch weiterzuhelfen. Vielleicht könnte ich euch den einen oder anderen Hinweis zum erfolgreichen Scheitern mit auf den Weg geben, mehr aber leider nicht. In einem einzigen von euch gesuchten Bereich bin ich ein wahrer Experte: Bei „Majestix ich fühle mich so müde“ bin ich kaum zu übertreffen. Nicht nur, weil ich die alten – und nur diese, auf die Neuen pfeife ich – Asterix-Bände in- und auswendig kenne, sondern vor allem, weil ich im Fach Müdesein Majestix, den Chef, locker übertreffe.

IMG_5970

20 lebensverändernde Minuten

Sie haben mal wieder herausgefunden, dass Kinder besser lernen, wenn sie nicht zu früh zur Schule müssen. Haben sie auch früher schon herausgefunden, aber meiner Meinung nach hätten sie gar keine Studien durchführen müssen. Sie hätten auch erfahrene Eltern fragen können und die hätten dann wohl gesagt, dass es bei jedem Kind ein wenig anders ist. Die einen sind morgens um sechs bereits voll aufnahmefähig, die anderen kommen erst gegen elf in die Gänge. Im Grossen und Ganzen – das würden die Eltern wohl sagen – würde die Mehrheit der Kinder lieber länger liegen bleiben, auch jene, die frühmorgens schon taufrisch sind. Weil man aber so etwas nicht einfach so glauben mag, wird nun an einigen Schulen getestet, ob die Schüler glücklicher sind, wenn sie – und jetzt bitte festhalten – zwanzig Minuten später antraben müssen. Glaubt mir, diese zwanzig Minuten werden die Schweiz verändern…

Von solchen Fortschritten dürfen unsere Kinder nicht mal träumen, bei ihnen soll es nämlich nicht später anfangen, sondern früher und zwar auch zwanzig Minuten, wenn ich richtig gelesen habe. Im Grunde genommen müsste ich jetzt aufschreien wollen, denn als bekennender Morgenmuffel, der mindestens drei, vielleicht gar vier  ebenso überzeugten Morgenmuffeln das Leben geschenkt hat, graut mir vor dem Morgengrauen. Dennoch habe ich erst einmal laut gejubelt über die Stundenplanänderung, denn fünfmal zwanzig Minuten früher bedeuten einen zusätzlichen freien Nachmittag für unsere stressgeplagten Kinder. 

Für mehr Freizeit hätte man natürlich auch eine Stundenreduktion ins Auge fassen können, aber vermutlich braucht es noch ein paar Studien, die belegen, dass mehr Lektionen nicht automatisch mehr Wissen bedeuten. Nun ja, man könnte auch die Eltern fragen, ob ihre Kinder klüger geworden sind, seitdem sie mehr die Schulbank drücken müssen…

img_5507

Macht den Tag zur Nacht

Spätabends – oder wohl eher nachts – willst du ins Bett wanken, wo du feststellst, dass Luise mal wieder schlafwandelnd den Weg auf deine Seite des Bettes gefunden hat, weshalb du dich für eine weitere Nacht auf dem Sofa entscheidest, weil schlafendes Töchterchen hieven inzwischen ganz schön belastend sein kann für deinen Rücken, belastender noch als eine Nacht auf dem Sofa.

Wenig später wirst du unsanft aus der ersten Tiefschlafphase gerissen, weil einer, der gewöhnlich nie das Bett nässt, dies dennoch getan hat und darob so erschrickt, dass er wohl in die Badewanne stiege, würdest du ihn nicht darauf hinweisen, dass um diese Zeit ein nasser Waschlappen reicht. 

Eben willst du wieder wegdämmern, als der Zimmergenosse des Ausnahme-Bettnässers angeschlichen kommt. Er fühlt sich einsam, weil der Ausnahme-Bettnässer sich zu Papa ins Bett geschlichen hat. Also stellt sein Zimmergenosse mitsamt Bär, Raupe, Entchen, Dromedar und Schmusedecke bei dir auf dem Sofa einen Asylantrag. Dem Antrag wird selbstverständlich entsprochen. Nachdem dein Sofagenosse sich mit seiner Entourage umständlich an deiner Seite eingerichtet hat, dämmerst du wieder weg. „Du musst mir dein Gesicht zudrehen“, fordert dein Sofagenosse, kaum hast du es dir auch wieder halbwegs bequem gemacht, also tust du, was er wünscht, damit endlich Ruhe einkehrt. 

Die nächste Stunde verbringst du in einem Zustand zwischen Traum und Wirklichkeit, also zwischen wolkig-luftigen Gedanken und harter Sofakante. Einmal mehr musst du erkennen, dass dein Sofagenosse eine ganz eigene Auffassung über die gerechte Teilung einer Schlafstätte hat. 

Endlich hast du dich auf dem Sofa so eingerichtet, dass die Hoffnung auf Tiefschlaf wieder aufkeimt, als eine nächtliche Erscheinung auf dem anderen Sofa Gestalt annimmt. „Der Marder war bei den Wachteln, schon mindestens fünfmal“, berichtet die Erscheinung. Die Erscheinung, die übrigens auf den Namen Luise hört, würde dir in den schauerlichsten Details darüber berichten, wie sie vom offenen Fenster aus für Ordnung im Garten gesorgt hat, würdest du sie nicht umgehend zurück ins Bett – also in dein eigenes Bett, das du gerade sehr schmerzlich vermisst -schicken. 

Schon willst du wieder eindösen, als du auf dem anderen Sofa, an der Stelle, wo eben noch die Erscheinung namens Luise sass, den Bildschirm deines Laptops geheimnisvoll leuchten siehst. „Du spinnst ja wohl“, weist du dich selber zurecht, drehst dich wieder deinem Sofagenossen zu.

Irgendwann klingelt ein Wecker, die wenigen Vendittis, die aus dem Haus müssen, werden wach, aber etwas in dir weigert sich, diesen Umstand zur Kenntnis zu nehmen. Freundlich, wie du bist, lässt du dem Papa freie Hand in der Gestaltung des „Wer hat noch nicht gefrühstückt? Hast du die Zähne geputzt? Wo sind schon wieder meine Schuhe?“-Rituals.

Eine Stimme, die du im Halbschlaf deinem Mann zuordnest, informiert dich darüber, was sich in deinem Schlafzimmer während deines Sofaaufenthalts abgespielt hat: Mehrmaliges Fensteröffnen durch die Wachtel-Wächterin und die freudige Überraschung, dass sich oben einer zweimal übergeben hat, ohne dass es unten einer mitbekommen hätte, so dass jetzt das ganze Zimmer stinkt. Dies  nimmst du irgendwie zur Kenntnis, es reicht aber nicht aus, um dich so richtig wachzurütteln. Wenn die Kinder die Nacht zum Tag machen, musst du nach Möglichkeit den Tag zur Nacht machen, sonst mutierst du spätestens nachmittags um vier zur herumbrüllenden Furie. Zumindest dann, wenn du die Dreissig überschritten hast und schlaflose Nächte nicht mehr so leicht wegsteckst wie auch schon.

DSC08470-small

Schlaflos im Ländli

Schon zum zweiten Mal seit meiner Ankunft im „Ländli“ wälze ich mich schlaflos in meinem Bett, hundemüde und doch unfähig, ein Auge zuzutun. Nichts hilft, nicht mal der Grosseinkauf für Weihnachten, den ich nachts um zwei im Internet tätige, damit „Meiner“ am 22. nicht mit fünf Kindern durch die Migros hetzen muss. Ich gehe in mich, forsche nach dem Grund für meine Schlaflosigkeit.

Ist es das Heimweh? Nein, denn auch wenn ich meine Liebsten vermisse, bin ich doch ziemlich zuversichtlich, dass ich in vier Tagen wieder von ihnen umarmt, bestürmt, ausgequetscht und unterhalten werde. Ich glaube doch nicht an den Weltuntergang…

Ist es der Kummer über Vergangenes, vielleicht gar Groll? Nein, alles erfolgreich verdrängt, aufgeschoben auf den Moment, in dem ich dazu bereit sein werde, das Gute mit mir zu nehmen und das Schlechte hinter mir zu lassen.

Sind es Zukunftsängste? Auch nicht, denn meine Zukunft sieht deutlich rosiger aus als vor einigen Monaten noch.

Dann ist es vielleicht die Vorfreude auf das, was sich am Horizont immer klarer abzeichnet? Sicher nicht, ich weiss ja, dass ich zuerst mal gründlich ausschlafen muss, ehe ich die Dinge richtig anpacken kann.

Habe ich mich in den vergangenen Tagen zu wenig verausgabt? Immerhin bin ich seit meiner Ankunft hier oben noch nicht ein einziges Mal ans Ende meiner Kräfte gekommen? Nein, das kann es auch nicht sein. Die Müdigkeit der letzten Monate steckt zu tief in meinen Knochen.

Habe ich vielleicht etwas Schlimmes am Fernsehen gesehen? Von wegen, ohne „Meinen“, der mich dazu verführt, zumindest strickend neben ihm zu sitzen, wenn er sich „The Mentalist“ oder „Borgen“ reinzieht, komme ich gar nicht auf die Idee, den Kasten einzuschalten.

Ach so, vielleicht muss ich einfach die gefährliche Bahnfahrt nach Basel und zurück verarbeiten? Auch Fehlanzeige. Entgegen den Befürchtungen meines Tischnachbarn musste ich nicht mal abends um zehn um mein Leben bangen und die einzige Sorge, die mich plagte war, ob ich um halb elf überhaupt noch ins Haus komme.

Nachts um drei dämmert mir endlich, woran es liegt, dass ich den Schlaf nicht finde: Es ist einfach viel zu heiss zum Schlafen, ich vermisse die angenehme Kühle unseres schlecht isolierten Schlafzimmers. Wohl wissend, dass dies ein ziemlich schlechtes Bild abgäbe, wenn zu dieser Stunde einer mit einer Wärmebild-Kamera ums „Ländli“ schliche, reisse ich das Fenster auf und finde endlich die ersehnte Ruhe. Beim Einschlafen wundere ich mich noch, weshalb ich nicht schon früher darauf gekommen bin. Meine Kinder habe ich ja auch immer von unnötiger Kleidung befreit, wenn sie trotz vollem Bäuchlein, sauberer Windel, Schmerzfreiheit und zig Schlafliedern den Schlaf nicht fanden. Anstatt in mich zu gehen, hätte ich für einmal besser etwas an den äusseren Umständen geändert.

Und hier noch einmal in aller Deutlichkeit mein Ratschlag für alle von Schlaflosigkeit geplagten Kleinkind-Eltern: Zieht um Himmels Willen dem armen Kindchen die Socken aus! Bei dieser Wärme kann doch kein Mensch schlafen.

DSC01836

Ab in die Federn

Okay, mein übermüdeter Körper, ich habe verstanden. Heute wird nicht gebloggt. Wenn ich es fertigbringe, auf dem unbequemen Sofa innerhalb von wenigen Augenblicken einzuschlafen, dann ist dies ein untrügliches Zeichen dafür, dass es Zeit ist, zu Bett zu gehen. Gewöhnlich drifte ich nicht mal auf dem bequemen Sofa so schnell weg. Nun gut, dann schreibe ich heute eben nichts. Morgen dann vielleicht etwas über diesen ziemlich verrückten, aber schönen Tag. Vielleicht aber auch etwas ganz anderes, je nachdem, was die Sonntagspresse bringt oder was die Familie wieder anstellt…

Nehmt diesem Kind den Wecker weg!

Jeden Mittwoch muss Luise früh raus. Um zwanzig nach sieben fängt die Schule an, was „Meiner“ und ich regelmäßig vergessen. So ist es schon mehrmals vorgekommen, dass Luise nur gerade ein paar Minuten Zeit hatte, um sich für die Schule bereit zu machen. Damit sich dies ändert, hat die Grossmama Luise einen Wecker geschenkt.

Heute früh, es war wohl gegen halb sechs, kam das Ding zum ersten Mal zum Einsatz. Wenige Momente später stand das Kind in unserem Schlafzimmer. „Mama, Papa! Ihr müsst aufstehen, sonst komme ich zu spät zur Schule.“ Ein Blick auf die Uhr zeigte uns, dass unsere Tochter mal wieder übertreibt. „Geh zurück ins Bett. Es ist noch viel zu früh“, murmelte ich und versuchte, wieder einzuschlafen. Zehn Minuten später wieder Luise: „Wann steht ihr endlich auf? Ich komme ganz bestimmt zu spät.“ Nach weiteren fünf Minuten dann „Mama, kannst du mir einen Pferdeschwanz binden?“ „Nein, kann ich nicht, es ist noch nicht mal sechs Uhr und ich weigere mich, die Augen aufzumachen. Wenn du unbedingt wach sein willst, kannst du etwas lesen, aber sei bitte still, mir brummt der Schädel“, war meine ziemlich unfreundliche Antwort. „Aber Mama, ich komme doch zu spät zur Schule. Der Wecker hat schon längst geklingelt. Und Grossmama hat gesagt…“ „Ja, meine liebe Luise, ich weiss, dass dir Grossmama gesagt hat, du sollst den Wecker stellen, damit du nicht zu spät kommst, aber sie hat dir nicht gesagt, du solltest ihn mitten in der Nacht stellen.“ „Aber Mama, du weisst doch, dass ich einen Eintag bekomme, wenn ich nicht rechtzeitig bin…“

Ja, mein Kind, ich weiß es, aber du weisst auch, dass deine morgenmuffelige Mama das Bett erst dann verlässt, wenn es sich wirklich nicht mehr länger vermeiden lässt. Und was ist schlimmer, eine unausgeschlafene, übel gelaunte Mama, oder ein Eintrag im schulischen Sündenregister?