Ikea

Es gibt ein paar Orte auf dieser Welt, an die man nie ohne männliche Begleitung gehen sollte. Die Ikea ist ein solcher Ort. Das heisst, am Anfang ist es ganz praktisch, wenn keine Männer dabei sind. Keiner, der meckert, wenn man drei neue Abwaschbürsten kauft, obschon man zu Hause schon zehn hat, die aber leider im Chaos verschwunden sind und erst wieder auftauchen, wenn man neue gekauft hat. Keiner der findet, die Gläser mit den Kamelen drauf seien hässlich, man solle besser die langweilige 12-er Packung im Sonderangebot kaufen.
So verbringt man den Nachmittag in bester weiblicher Begleitung, die grösseren Kinder sicher im Kinderparadies vor der Glotze parkiert. Die kleineren unterhalten einen während des Einkaufs mit ihrem Geplapper. Ein durchaus angenehmes Leben. Der Einkaufswagen füllt sich. Erst in der Selbstbedienungshalle kommen erste Zweifel auf. Müssen diese Schachteln immer so schwer und unhandlich sein? Wie hievt man diese Dinger auf einen stets wegrollenden Einkaufswagen? Mit vereinten Kräften schafft man es knapp und passiert die Kasse.
Richtig schwierig wird es dann beim Beladen des Autos. Die fünf übermüdeten Kinder sind rasch verstaut. Reine Routinearbeit. Wie aber schaffen es die Männer jeweils, all diese „Kramfors“, „Tylösans“, „Barnsling Snurrs“, „Björkens“ und wie sie alle heissen, ins Auto zu zwängen? Ein Ding der Unmöglichkeit. Also muss das Zeug aufs Dach. Doch wo ist jetzt wieder dieser Gummizug, der die Ware auf dem Dach fixieren sollte? Irgendwo unter Kinderjacken, leeren Trinkbechern und Schmusetüchern lässt sich einer finden. Mit Mühe und Not schafft man es, die Einkäufe auf dem Dach zu fixieren. Ist doch keine Sache, oder? Wozu braucht’s noch Männer?
Die Wahrheit kommt auf der Autobahn ans Licht. Zuerst poltert es verdächtig. Ein paar Kilometer weiter fliegt das erste Paket. Zum Glück so, dass kein Unfall passiert. Mit grösster Mühe schafft es die eine, auf dem Pannenstreifen das verbleibende Paket vom Dach doch noch ins Innere des Autos zu zwängen, während die andere damit beschäftigt ist, die weinenden Kinder zu beruhigen.
Und dann bleibt nur noch etwas zu tun: Den Ehemann anrufen. Der kann jetzt zwar auch nicht mehr helfen. Aber zumindest ist da jemand, bei dem man sich ausheulen kann.

2 Gedanken zu “Ikea

  1. Meine feministische Grundhaltung verbietet es mir Dir zuzustimmen. Dementsprechend werte ich meinen paket-hieve-bedingten Muskelkater als Dienst für eine gleichberechtigtere Welt (aua, aua!).

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