Wir Fünffachmütter

Heute Vormittag, als ich am Küchentisch sass und die Erbsen, die ich soeben geerntet hatte, aus ihren Schoten klaubte, setzte sich Katze Henrietta neben mich aufs Fensterbrett und warf mir aus nur halb geöffneten Augen einen sehr müden Blick zu. „Ich weiss, was du meinst“, sagte ich seufzend zu ihr und es war mir, als würde sie zustimmend nicken. „Fünf Kinder, die alle immer zur gleichen Zeit etwas von dir wollen, kaum hast du es dir irgendwo bequem gemacht, rufen sie schon wieder nach dir, und sobald sie gross genug sind, fressen sie dir das Essen vom Teller weg“, fuhr ich fort. Ihrer schweigsamen Natur entsprechend sagte Henrietta nichts, doch ihr Blick sagte mir, dass sie mich sehr wohl verstanden hatte und so fühlte ich mich frei, ihr mein Herz auszuschütten. „Oh ja, sie sind ein Geschenk, die fünf, das siehst du bestimmt genau so wie ich. Aber fühlst du dich nicht auch manchmal so schrecklich müde?“ Henrietta gähnte und gab mir damit zu verstehen, dass es ihr gleich geht wie mir. „Wäre es nicht wunderbar, einmal so richtig auszuspannen, den Tank mal wieder aufzufüllen?“ Henrietta streckte sich und hätte wohl demnächst zu schnurren angefangen, wären nicht in dem Moment ihre fünf Kinder nicht laut miauend in die Küche gestürmt gekommen. Wäre Henrietta ein Mensch, hätte sie tief geseufzt, so aber sprang sie ziemlich lustlos vom Fenstersims herunter und liess sich von ihren Kleinen bestürmen. 

Unser Zusammentreffen war nur kurz, aber ich rede mir ein, wir beide hätten von diesem Austausch unter Fünffachmüttern profitiert. 

Nein, bitte, schickt mir jetzt keinen Psychiater ins Haus, ich bin einfach nur ferienreif.

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Mir dämmert etwas…

Jetzt ist es also soweit: Das letzte Kindergartentäschchen ist gekauft, morgen lernt das Prinzchen seine Kindergartenlehrerin kennen, bekommt Leuchtstreifen, Stundenplan und Klassenliste, in vier Tagen macht er seinen Schulabschluss, in drei Wochen steht er vor dem Traualtar und Ende Jahr halte ich sein erstes Kind im Arm. Irgendwie so wird das gehen, ich weiss es doch. Ich erlebe das ja nicht zum ersten Mal.

Kaum hat dein Kind seinen Fuss über die Schwelle des Kindergartens gesetzt, fängt es an, in die Höhe zu schiessen, es bringt Wörter nach Hause, die es von dir nie zu hören bekäme, es verknallt sich unsterblich in die Kindergartentante, verbringt jede freie Minute mit seinen Freunden und du bist nur noch dazu da, Pausenbrote zu schmieren, kleine Wunden zu verarzten und Elternbriefe zu lesen. 

Okay, ich weiss, ich übertreibe mal wieder, aber nur ganz leicht, denn meine bisherige Erfahrung zeigt mir, dass die Jahre noch schneller verfliegen, wenn ein Kind erst mal dem Schulsystem in die Fänge geraten ist. Ich meine, es ist doch erst ein paar Wochen her, seitdem ich Karlsson zum Schnuppermorgen in den Kindergarten begleitet habe und morgen ist schon das Prinzchen dran. Ich könnte heulen.

Tue ich aber nicht, denn neulich habe ich mir vorzustellen versucht, wie ein Prinzchen-freier Vormittag aussehen könnte und mir dämmerte, dass ich dann vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit wiedermal die Wohnung putzen kann, ohne dass mir gleich wieder einer den Fussboden verdreckt.

Okay, ich geb’s zu, das ist es, was mir hätte dämmern müssen. In Wirklichkeit hat mir natürlich gedämmert, dass ich dann vielleicht zum ersten Mal seit langer Zeit wiedermal eine Kanne Tee aufgiessen und mich mit einem dicken Schmöker aufs Sofa schmeissen kann. Natürlich nur, um mich über Prinzchens Abwesenheit hinwegzutrösten…

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Ende der Kleinkindphase

Nach langer Zeit habe ich endlich wieder die Geduld, an einem Buch dranzubleiben, bei dem ich Abschnitte mehrmals durchlesen muss, weil so viel drin steht. Kein Buch, das man sich so nebenbei, zwischen Hausaufgaben und kochen reinziehen kann, weil es so seicht ist, sondern ein Buch, das mich in Gedanken begleitet, wenn ich den Geschirrspüler ausräume oder im Garten Nacktschnecken zertrete. Ein Buch, über das ich gerne mit jemandem diskutieren möchte, aber ausser mir interessiert sich wohl keiner für das Thema. 

Ich freue mich wieder darüber, wenn ich bei einer Umfrage nach meiner Meinung gefragt werde und lege nicht mehr entnervt auf, weil im Hintergrund drei Kinder im Chor brüllen. Bevor nun alle Meinungsforschungsinstitute zum Telefon greifen, um mich anzurufen, möchte ich betonen, dass ich mich nur über Umfragen freue, bei denen ich nach meinen politischen Ansichten gefragt werde. Ist doch immer ein Genuss, wenn man über alles wettern kann, was einen in den vergangenen Monaten bei der Zeitungslektüre genervt hat. 

Wenn wir aus dem Haus gehen, sobald alle anderen weg sind, schaffen es das Prinzchen und ich, zu Fuss einkaufen zu gehen, unterwegs mit ziemlich vielen Leuten zu reden und doch noch rechtzeitig das Mittagessen auf den Tisch zu bringen. Eben noch hätten wir dafür mindestens einen Tag gebraucht, doch seitdem das Prinzchen nicht mehr jeden Regenwurm begrüssen und jede Mauer besteigen muss, überholen wir locker jede Weinbergschnecke, der wir unterwegs begegnen. 

Schneit jemand spontan bei uns herein, kann ich fast immer sagen: „Kaffee oder Tee? Ich habe Zeit.“ Und fast immer meine ich es ehrlich, denn seitdem ich von zu Hause aus arbeite, kommt es mir nicht so sehr darauf an, ob ich mittags am Computer sitze oder um Mitternacht. Hauptsache, ich schaffe mein Tagespensum. 

Ich backe wieder Brot, mache wieder Joghurt und es macht mir wieder Spass, am Sonntagnachmittag Stunden in der Küche zu verbringen, um Falafel selber zu machen. 

Sieht ganz danach aus, als normalisiere sich das Leben mit dem Ende der Kleinkindphase wieder. Oder habe ich endlich gelernt, meinen Alltag unseren Lebensumständen anzupassen?

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Leben anpassen

Jedes Leben verändert sich und wenn unter einem Dach sieben Leben gelebt werden, gibt es stets kleinere und grössere Anpassungen vorzunehmen. Zurzeit muss mal wieder an allen Ecken und Enden angepasst werden.

Zum Beispiel beim Wocheneinkauf. Mehrere Jahre lang blieben die Mengen, die ich einkaufen musste, mehr oder weniger gleich. 20 Liter Milch, 2.5 Kilo Äpfel, vier Bund Bananen, 22 Joghurts und so weiter. Abzählen musste ich schon lange nicht mehr, der Einkaufswagen war jede Woche etwa gleich voll, am Mittwoch waren Kühlschrank  und Obstschale leer, am Donnerstag wurde aufgefüllt. Seit einiger Zeit aber sind die Tomaten schon weggegessen, bevor ich Zeit hatte, sie aus der Einkaufstasche zu nehmen, die Obstschale ist bereits am Samstagmittag leer, am Sonntagabend ist kein Joghurt mehr da und am Montagmorgen durchsuche ich verzweifelt die Vorratskammer nach znünitiauglichem Futter für die grosse Pause. Wie die Heuschrecken fallen die Kinder über alles her, was essbar ist und es ist klar: Mindestens drei Kinder machen einen heftigen Wachstumsschub durch und wenn ich nicht ganz schnell das richtige Mass finde, stehe ich bald täglich in der Migros, um Nachschub zu besorgen. 

Auch die Alltagsplanung ist eine Baustelle. Ich muss lernen, meine Arbeitszeiten auf möglichst kinderfreie Zeiten zu legen. Die Kinder müssen lernen, dass eine Mutter, die am Laptop sitzt, am Arbeiten und nicht am Spielen ist. „Meiner“ muss sich wieder angewöhnen, jeden noch so kleinen Termin im Kalender einzutragen. Wir Eltern müssen uns endlich bewusst machen, dass ein Tag, an dem wir zwei keine Termine haben, trotzdem voller Termine sein kann, weil die Kinder inzwischen mehr um die Ohren haben als wir. „Meiner“ muss wieder einmal lernen, Arbeitstermine mit mir abzugleichen, ehe er eine Zusage macht und ich muss lernen, mich nicht masslos zu ärgern, wenn er mal wieder keine andere Wahl hatte, als ein Elterngespräch abends um acht anzubieten. 

Nachdem mir in den vergangenen Monaten der Sinn nicht gerade nach sozialen Kontakten stand, fehlt mir jetzt allmählich der Austausch mit Mitmenschen, die nicht zu meinem engsten Umfeld gehören. Doch soziale Kontakte ergeben sich selten von selbst, wenn man mehrheitlich zu Hause sitzt. Gut, beim Einkauf im Dorf oder bei der Gartenarbeit komme ich immer mit Menschen ins Gespräch, doch das ist kein Ersatz für das Zusammensein mit Freunden oder die Auseinandersetzung mit Menschen, mit denen man den Arbeitsalltag teilt. Noch habe ich den Weg nicht gefunden, wie ich als Hausfrau und Freischaffende mein alltägliches Sozialleben so gestalten kann, dass mein – zugegeben sehr grosses – Bedürfnis nach tiefschürfenden Gesprächen, Tratsch, Diskussionen und gegenseitiger Anteilnahme gestillt werden kann.

Eine äusserst anstrengende Baustelle ist das Familienbudget. Jahr für Jahr brachte die Prämienverbilligung Mitte Jahr eine spürbare Entlastung. Nun sind wir aber dank meines Einkommens auf dem Papier in die Steuerklasse aufgestiegen, die keine Vergünstigungen mehr bekommt, also bleibt die Entlastung aus. Weil aber gleichzeitig die Kinder deutlich grössere und damit teurere Kleider benötigen, alle zwei Jahre ein weiteres Kind zum Musikinstrument greift, der Einkaufswagen aus oben erwähnten Gründen immer voller wird und obendrein auch noch die Steuerrechnung höher ausfällt, ist eben nur theoretisch mehr Geld da. Ich will mich nicht beklagen, im Vergleich zu den meisten Menschen auf diesem Planeten geht es uns blendend und uns fehlt es an nichts. Dennoch werde ich Monat für Monat leicht hysterisch, wenn ich sehe, wie schnell ein eigentlich anständiges Einkommen aufgebraucht ist, wenn mehrere Menschen davon leben. 

Dann stehen da noch Anpassungen im Bereich „Lebensziele“ an, denn sowohl bei „Meinem“ als auch bei mir verlangt das kreative Schaffen nach mehr Raum. Spannend, aber auch ziemlich herausfordernd, wenn man weder sagen kann noch will: „Du, mich hat gerade die Muse geküsst, ich ziehe mich mal für drei Wochen  zurück, um meine Idee umzusetzen.“

Ach ja, und dann haben nach den Sommerferien zwei Kinder einen Lehrerwechsel vor sich, einer kommt in den Kindergarten, einer in die Schule, einer wechselt an die Oberstufe, einer unterrichtet zum ersten Mal Erstklässer und eine fragt sich, wie lange es wohl diesmal dauern wird, bis sie all die neuen Stundenpläne wieder im Kopf hat.

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Wieder mal ein paar Dinge gelernt

  • Man kann durchaus ein paar Monate damit leben, das Geschirr jedes Mal zwei Treppen hochzutragen, um den Geschirrspüler zu füllen. Man kommt sogar einige Monate ganz ohne Geschirrspüler klar, wenn der Ersatzgeschirrspüler ebenfalls seinen Geist aufgibt. Mit funktionierendem Geschirrspüler im gleichen Raum, in dem gekocht wird,  ist das Leben jedoch ganz eindeutig schöner als ohne. 
  • Auch wenn gewisse Ämter einen miesen Ruf haben, trifft man dort gelegentlich auf sehr nette Menschen. Gut, vielleicht waren die Leute nur nett, weil sie auf den ersten Blick erkannten, dass ich ihre Leistungen weder wünsche noch brauche. 
  • Auch zwei vollkommen unsportliche Menschen bringen es fertig, ein Kind miteinander zu zeugen, das beim Rennen um den Titel „Der Schnellste im Dorf“ mitmachen darf. Es sagt wohl ziemlich viel über die Unsportlichkeit des Paares aus, wenn es ganze vier Versuche braucht, bis ein solches Kind zustande kommt…
  • Musst du morgens nicht aus dem Haus, bringst du es auch weit über Dreissig noch zustande, eine Nachtschicht nach der anderen zu schieben. Wehe aber, du musst eines Morgens raus. Dann spürst du sehr schnell, was für eine Memme dein Körper geworden ist.
  • Nacktschnecken ist es vollkommen egal, ob die Pflanzen im Freiland oder im Gewächshaus wachsen. Gibt es einen Weg, wie sie ins Gewächshaus reinkommen, dann finden sie ihn, darauf kannst du Schneckenkörner nehmen.
  • Bloss weil du nach wochenlangem Regenwetter und Fronleichnams-Brücke die Nase voll hast von Kindern, die gelangweilt auf dem Sofa herumlümmeln, heisst das noch lange nicht, dass die Magen-Darm-Seuche einfühlsam genug ist, um deine Kinder bei dieser Runde zu verschonen. Und weil du die Knöpfe erst wieder zur Schule schicken kannst, wenn sie voll und ganz genesen sind, lümmeln sie eben noch ein wenig länger.
  • Mitt Buttermilch und Zitronenschale im Teig isst sogar das Prinzchen Vollkornbrot, auch dann, wenn seine Nase ihm vorgegaukelt hat, die Mama habe Butterzopf gebacken. 
  • Gummistiefel sind auch nicht mehr, was sie mal waren. Früher stand ein Paar locker zehn Geschwister hintereinander durch und leistete danach auf irgend einem Bauernhof in Rumänien noch mal zwanzig Jahre  tadellosen Dienst. Heute brauchst du in jeder Saison mindestens ein Paar pro Kind. Kaufst du teure Modelle, brauchst du zwei bis drei Paar pro Kind, denn die teuren Modelle sind nur teuer, weil irgend ein Designer viele Stunden aufgewendet hat, um einen Gummistiefel zu gestalten, der nicht wie ein Gummistiefel aussieht. Dass auch ein Gummistiefel, der nicht wie einer aussieht, bei Regenwetter dicht halten sollte, hat der Designer dabei übersehen. 

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Suche fünf Fehler

Viele von uns, die wir uns dazu entschieden haben, jemanden für uns putzen zu lassen, haben ein Problem: Wir sind zwar einerseits unendlich dankbar dafür, dass jemand sich unseres Drecks annimmt, andererseits ist es uns aber auch ein wenig peinlich, einer anderen Person den ganzen Mist zu überlassen. Deshalb – und weil wir ziemlich abhängig sind von der Person, die uns dabei hilft, den Karren aus dem Dreck zu ziehen –  geben wir uns grosse Mühe, bei jedem ihrer Einsätze im Vornherein perfekte Ordnung zu schaffen. Wir kaufen die Putzmittel, die sie gerne benützt, obschon sie nur ein paar Stunden die Woche im Einsatz ist, wir aber täglich. Vielleicht lassen wir uns sogar dreinreden in die ach so wichtige Frage, welcher Staubsauger in unserem Haus in Einsatz kommt. Wir entschuldigen uns für die Unordnung im Haus, obschon die Person ja eigentlich gekommen ist, um diese zu beseitigen, vielleicht rechtfertigen wir uns ihr gegenüber sogar dafür, dass wir ihre Dienste in Anspruch nehmen, obschon sie vermutlich ganz froh ist darum, einen Job zu haben.

Bei einigen von uns – zum Beispiel bei mir – führt dies irgendwann zu einem ziemlich schrägen Verhältnis. Eigentlich wäre ich ja diejenige, die sagt, was getan werden muss, aber irgendwann zitiert sie mich in die Küche und sagt mir, was sie von mir erwartet. Muss ich während ihrer Anwesenheit weg, erkläre ich ihr des Langen und Breiten, weshalb ich heute leider nicht helfen kann beim Putzen. Tut sie etwas, was mir nicht passt, wage ich nicht, es ihr direkt zu sagen, weil sie dann vielleicht nicht mehr kommen will und dann sitze ich in der Tinte. 

Peinlich, ich weiss, aber dem Vernehmen nach bin ich nicht die Einzige, die aus lauter Dankbarkeit, dass sich jemand ihres Drecks annimmt, nicht mehr den Mut aufbringt, im eigenen Haus zu sagen, wo es langgeht. 

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Blogpost 1501

Meine Facebook-Freunde wissen es schon und alle anderen erfahren es jetzt: Gestern habe ich Blogpost Nummer 1500 veröffentlicht und natürlich lief mal wieder alles anders als geplant. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, meine treuesten Leser irgendwie dafür zu belohnen, dass sie schon so lange mit mir unterwegs sind. Wenn ich bedenke, dass einige von euch mich schon gelesen haben, als das Prinzchen noch nicht mal auf der Welt war, kommen mir schon fast die Tränen der Rührung. Es ist ja wirklich keine Selbstverständlichkeit, gelesen, kommentiert und immer mal wieder auch gelobt zu werden. Wer, wie ich, in den eigenen vier Wänden schreibt und nicht in einem Grossraumbüro, umgeben von Berufskollegen, mit denen man sich austauschen kann, braucht den Dialog mit den Lesern, auch wenn dieser lediglich in der virtuellen Welt stattfindet. Darum seid ihr, meine lieben Leser, so unglaublich wertvoll für mich und darum hätte ich mich bei euch irgendwie erkenntlich zeigen wollen. 

Es blieb natürlich beim Wollen, weil die Tage mal wieder angefüllt sind mit Muskischulkonzerten, Zwischendurcheinkäufen, Besuchen bei der Logopädin, Fahrdiensten, verschütteter Milch, Korrekturarbeiten, Hilfe beim Vortrag schreiben, Anrufen für Frau Hamchiti, Terminverschiebungen zum Kaffeetrinken, Kuchen backen, Rechnungen bezahlen, Kolumnen schreiben, Haare kämmen, Wäsche falten, Socken suchen, gefrässige Mutterkatze füttern, Scherben aufwischen und was sonst noch alles erledigt sein will. Obendrein noch diese fiese Erkältung, die nach mehr Aufmerksamkeit schreit und die zwei Manuskripte, die ich erst abgeben will, wenn wirklich kein einziger Tippfehler meinem gestrengen Blick entgangen ist. 

Es ist natürlich ganz und gar unfair, dass ihr, liebe Leser, deswegen leer ausgehen müsst, aber ich werde die Sache mit der Belohnung bis zum Blogpost Nummer 2000 aufschieben müssen. Mal sehen, ob mein Leben dann ruhig genug ist, um etwas aufzugleisen. 

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Do it my way or…

Wer mit einer Person das Leben teilt, die im gemeinsamen Haushalt keinen Finger krumm macht, ist für einmal gebeten, nicht weiterzulesen, denn heute muss ich über ein Luxusproblem schreiben. Ja, richtig gelesen, ich muss, denn lasse ich es bleiben, wird „Meiner“ aufs Schlimmste zusammengestaucht, sobald er von seiner Spätschicht im Schulzimmer zurückkehrt. Es ist nämlich so, dass „Meiner“, den ich auch schon aus voller Überzeugung „den perfekten Hausmann“ genannt habe, in Sachen Wäsche voll und ganz unbegabt ist. Er, der nahezu hochbegabt ist, wenn es darum geht, eine verdreckte und unordentliche Wohnung innert kürzester Zeit auf Vordermann zu bringen, lässt jeglichen Eifer vermissen, wenn es darum geht, eine Ladung Wäsche so zu behandeln, wie es ihr zusteht. 

Das fängt schon beim Sortieren an, das bei „Meinem“ schlicht nicht stattfindet. „Völlig unnötig“, findet er und stopft in die Maschine, was ihm gerade in die Finger kommt. Ist das Zeug gewaschen, geht es ab auf den Wäscheständer und zwar so, wie es gerade kommt, zerknittert, ineinander geschlungen, manchmal auch in mehreren Lagen übereinander, Socken und Unterhosen landen gerne mal zusammengeknüllt auf dem Fussboden und ist kein Platz mehr auf dem Ständer, müssen eben der Fussballtisch, der Heizkörper, der Dachbalken oder das Regal mit der sauber gefalteten, trockenen Wäsche herhalten. Selten einmal werden trockene Wäschestücke vom Ständer gezerrt, um Platz für Nasses zu schaffen, gewendet wird aus Prinzip nichts und wenn ich ihm zum hunderttausendsten Mal weismachen will, er solle sich doch endlich mal an meine Regeln halten oder die Finger von der Wäsche lassen, dann grummelt er, ich solle froh sein, dass er überhaupt etwas mache, andere Männer… Bla, bla, bla.

Natürlich bin ich von Herzen dankbar, mit einem Mann das Leben zu teilen, der im Haushalt voll mit anpackt, aber ist es denn so schwer zu begreifen, wie ich mir die Sache mit der Wäsche vorstelle? Nämlich so:

  • Rot gehört zu Rot, Blau zu Blau, Grün zu Grün, etc. Bei den Bergen, die wir täglich zu Waschen haben, ist es wirklich kein Problem, die Maschine mit einem Farbton voll zu bekommen.
  • Vor dem Aufhängen der nassen Wäsche wird alles, was trocken ist, gefaltet und nach Besitzer im Regal eingeordnet. Nach Möglichkeit wird nicht à la Grossmamma Venditti, sondern à la Mama Venditti gefaltet, weil sonst die Beige schief wird, wenn die zwei Faltstile gemischt werden.
  • Was verkehrt herum ist, wird vor dem Aufhängen gewendet, denn gibt es etwas Unangenehmeres, als trockene Wäschestücke vor dem Falten – oder schlimmer noch: vor dem Anziehen – wenden zu müssen?
  • Grundsätzlich wird alles so glatt und ordentlich wie möglich aufgehängt, denn ihr glaubt doch nicht im Ernst, im Hause Venditti werde gebügelt?
  • Neben Einzelsocken wird eine kleine Lücke offen gelassen, denn man kann ja immer noch darauf hoffen, dass in einem der nächsten Waschgänge der verloren geglaubte Partner auftaucht. 
  • Es müssen immer mindestens zwei Wäschestücke auf einer Leine hängen, damit sich keines einsam fühlt. 

Okay, beim letzten Punkt kann ich ein Auge zudrücken, denn da bin ich vielleicht etwas gar pingelig, aber alles andere muss einfach so sein. Nicht, weil ich mich plötzlich zum Perfektionismus bekehrt hätte, sondern weil die Sache so schnell und effizient als möglich abgehakt werden muss, weil es sonst zum Wäschestau kommt. 

Und ihr, die ihr jetzt in Versuchung seid, mir ein paar Erziehungsratschläge für „Meinen“ weiterzugeben, lasst es bitte bleiben. Wie gesagt, „Meiner“ ist nicht mein Kind und ich schreibe das alles wirklich nur, damit ich ihm nicht den Kopf abreisse, wenn er demnächst zur Türe reinkommt. Und natürlich auch, damit die Welt endlich weiss, wie man richtig wäscht…

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Mittwochsleere

Morgen ist Mittwoch und das überfordert mich diesmal schon fast ein wenig. Gewöhnlich bedeutet Mittwoch ein Termin nach dem anderen. Augentests, Musikproben, Arzttermine, Geburtstagsparties, Elterngespräche, Besuche bei Therapeuten, Schwedischkurs, alles muss am Mittwochnachmittag Platz finden, denn dann haben sowohl „Meiner“ als auch die Kinder schulfrei. Heute aber, beim Blick auf den Familienplaner musste ich feststellen, dass morgen gerade mal ein einziger Termin ansteht. 

Ja, ich weiss, ihr glaubt jetzt, ich würde mich über die ungewohnte Leere im Kalender freuen, aber in Wahrheit fürchte ich solche Leerstellen. Nein, nicht weil ich nichts mit meiner Zeit anzufangen wüsste, im Gegenteil, ich werde wieder zu viel darin unterbringen wollen: Tomatenhäuser aufstellen, Setzlinge pflanzen, den Wäscheberg abtragen, mittagsschlafen, Kaffee trinken, Wocheneinkauf, Korrekturarbeiten, Zeit finden für jedes Familienmitglied… Einfach alles, was ich am Mittwoch gerne täte, wären da nicht jede Woche die unzähligen Termine. Weil aber ein Mittwochnachmittag gerade mal fünf Stunden dauert und ich ja nicht alleine darüber bestimme, was während dieser fünf Stunden läuft, ist der Frust programmiert. 

Vielleicht sollte ich jetzt einfach beschliessen, morgen gar nichts zu tun, denn der Alltag wird ganz bestimmt einen Weg finden, die Leere im Kalender zu füllen.

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Meine lieben Ordnungsliebenden

Ich hätte da mal eine Frage: Was ist das Wichtigste, das ihr euren Kindern mitgeben wollt? Natürlich, ich weiss, jetzt kommen die üblichen Begriffe, Liebe, Selbstbewusstsein, Werte, Eigenständigkeit, Toleranz, eine gute Basis fürs Leben und so fort. Den meisten von euch nehme ich das durchaus ab, bei einigen aber scheint mir, dass euch an etwas anderem viel mehr gelegen ist: An Sauberkeit und Ordentlichkeit.

Ja, auch ich weiss Ordnung und Sauberkeit zu schätzen, obschon unsere Wohnung nur selten danach aussieht, auch ich bemühe mich nach Kräften darum, dem Chaos Herr zu werden, leider meist mit geringem Erfolg. Wenn aber eines meiner Kinder mir heute peinlich berührt ausrichtet: „Du, Mama, die Eleonora hat in der Pause gesagt, ich solle dir sagen, wie du besser Ordnung halten könntest. Sie findet, du solltest alle Zimmer mal ausräumen und dann fein säuberlich wieder einräumen“, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Ein Kind, das andere nur nach ihrer Ordentlichkeit beurteilt, finde ich echt beängstigend und offen gestanden höre ich hier nicht das Kind reden, sondern die Mutter, die dem Kind vor dem Besuch bei uns sagt: „Dass du mir aber auch ganz bestimmt keine schlechten Gewohnheiten mit nach Hause bringst. Du weisst, wie es diese Vendittis mit der Ordnung halten. Eigentlich sind solche Leute ja kein Umgang für dich…“

Nun könnt ihr mir natürlich sagen, ich solle das alles nicht so wichtig nehmen, Kinder seien halt gnadenlos ehrlich. Und ein Stück weit muss ich euch auch Recht geben. Luise hatte ja auch mal eine Phase, während der sie äusserst Einzelkind-feindliche Aussagen machte. „Weisst du, Sven“, hörte ich sie mal beim Spielen im Garten sagen, „du kannst eigentlich nichts dafür, dass du bist, wie du bist. Du bist eben ein Einzelkind.“ Peinlich, ganz klar, und es lässt sich nicht leugnen, dass die damals Vierjährige etwas aufgeschnappt haben musste, was „Meiner“ und ich einmal unüberlegt über ein Einzelkind in unserer Bekanntschaft dahergesagt hatten. Wenn aber eine Fünftklässlerin der Mutter eines Schulkameraden ausrichten lässt, sie solle gefälligst etwas mehr Ordnung halten, dann verletzt mich das und ich frage mich, was man diesem Kind auf den Lebensweg mitgegeben hat. 

Ich weiss, ihr, die ihr so viel Wert auf eine blitzblanke Wohnung legt, könnt nicht verstehen, weshalb mich diese Episode traurig stimmt. Ich versuche, es euch zu erklären: In meinem Leben haben Menschen allererste Priorität, mir ist fast jeder zu fast jeder Zeit willkommen. Für Menschen lasse ich fast alles stehen und liegen, auch Mopp und Besen. Oft brüskiere ich sogar meine Familie, weil ich auch dann die Tür aufreisse, wenn wir eigentlich Ruhe haben möchten  und ich eben noch laut verkündet hatte, ich wolle eine Weile lang gar niemanden sehen, nicht mal meine Liebsten. Wenn nun jemand ins Haus kommt und nur die mangelhafte Ordnung, nicht aber den Teller voller frischem Gebäck sieht, dann schmerzt das. Und weil ich weiss, dass ein Kind irgendwo gelernt haben muss, auf Menschen wie mich herabzusehen, werde ich wohl auch der Mutter dieses Kindes in nächster nicht mehr ganz unbeschwert begegnen können. 

Darum, ihr lieben Ordnungsliebenden, bitte ich euch, euren Kindern beizubringen, dass auch weniger ordentliche Menschen ihre liebenswerten Seiten haben. Im Gegenzug verspreche ich, meinen Kindern zu erklären, wer gerne alles blitzblank habe, sei deswegen noch lange nicht kaltherzig, auch wenn er vielleicht mal sagt, man solle bitte die schmutzigen Schuhe ausziehen, der Boden sei gerade frisch gewischt. Würde ich übrigens auch sagen, wäre der Boden bei uns jemals blitzblank…

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