Matcha-Sablés – mal so, mal anders

Ob ich hier nicht vielleicht mein Rezept für Matcha-Sablés veröffentlichen könnte, wurde ich gefragt. Natürlich kann ich, ich muss nur erst mal zwei Dinge vorausschicken: 1. Mein Rezept ist es nicht, denn obschon ich ganz gerne in der Küche stehe, versiert genug, um selber etwas zu erfinden, bin ich nicht. Ich kann euch also nur sagen, wie ich es mache, mehr nicht. 2. Im www wimmelt es geradezu von Rezepten für Matcha-Sablés und für meine Versionen habe ich mich mal hier, mal dort inspirieren lassen, nur weiss ich nicht mehr so genau wo, weshalb ich leider keine Linksammlung zu all den tollen Kochblogs bieten kann, bei denen ich ein wenig abgeschaut, ein wenig verändert, vielleicht in einem Fall sogar ein wenig verbessert habe. Hier also einfach zwei kurze Anleitungen, wie ich es gemacht habe:

Eigentlich sind Matcha-Sablés ja nichts weiter als gewöhnliche Sablés, verfeinert mit ziemlich teurem Pulver. Beim ersten Mal habe ich es so gemacht:

250 Gramm weiche Butter mit 100 Gramm Puderzucker verrührt, 1 Prise Salz und 1 Esslöffel von meinem sündhaft teuren Matcha-Pulver aus dem Länggass-Tee hinzugefügt, dann 400 Gramm Weissmehl eingeknetet. Den Teig habe ich zu zwei Rollen von ca. 4 cm Durchmesser geformt, die Rollen in Rohzucker gewälzt, in Klarsichtfolie eingepackt und für eine Stunde in den Kühlschrank gelegt. Den gekühlten Teig habe ich in 5 mm dicke Scheiben geschnitten, die ich eigentlich nochmal 15 Minuten hätte kühl stellen müssen, was ich aber leider vergessen habe, weshalb die Sablés sofort für 12 Minuten im 200 Grad heissen Ofen gelandet sind. Wären sie gekühlt gewesen, hätten sie etwas hübscher ausgesehen, aber sie waren auch so ganz nett. Einfach aufpassen, dass sie nicht zu braun werden, denn das sieht irgendwie nicht mehr so toll aus. Knalliges grün ist eindeutig appetitlicher. 

Gestern habe ich eine andere Variante ausprobiert:

225 Gramm weiche Butter mit 100 Gramm Puderzucker verrührt, dann 1/2 Teelöffel Salz und 1 Esslöffel von dem nicht ganz so sündhaft teuren Zeug  von der London Tea Company (Kabusepulver No 2 für Getränke und Küche) und zwei Eigelb hinzugefügt, dann 275 Gramm Weissmehl eingeknetet. Diesmal habe ich die Teigrollen vor dem Kühlen in ziemlich viel Hagelzucker gewälzt, den Rest habe ich gleich gemacht wie beim ersten Mal. Ja, das Kühlen nach dem Schneiden habe ich schon wieder vergessen…

Und jetzt, was war besser, die erste oder die zweite Version? Keine Ahnung. Die von gestern waren wohl etwas brüchiger, was ich – vielleicht zu Unrecht – dem Eigelb anlaste, dafür auch deutlich süsser, woran mit Sicherheit der Hagelzucker Schuld ist, denn von dem habe ich mehr genommen als vom Rohzucker, weil er so hübsch aussah. Mit Genuss weggeputzt wurden die Sablés sowohl gestern als auch beim ersten Mal. Sogar von Luise, die Matcha offiziell nicht ausstehen kann.

Und hier noch das leider schon altbekannte Bild des ersten Versuchs, die Überreste der gestrigen Ladung sind leider nicht mehr allzu fotogen. 

Matcha Sablés

Pädagogisch inkorrekt

Noch selten habe ich die Sache mit den Zimtsternen, Mailänderli und Spitzbuben so lange vor mir hergeschoben wie dieses Jahr. Dabei hätte ich durchaus Lust zum Backen. Was ich aber nicht habe, ist Lust, mit den Kindern in der Küche zu stehen. Ich hab die Nase voll von diesemWaschdirzuerstdieHändeund stecknichtandauernddieFingerindenMundzuerstbekommterdenEngel-AusstecherdannduHimmelmachtnichtsoeineSauereiesstnichtzuviel
rohen
TeigsonstbekommtihrBauchwehMistjetztistschonwieder
allesangebrannt!
Ich will mir nicht anhören müssen, meine Matcha-Sablés seien viel zu herb und zu wenig süss, will nicht erklären, wie man Eier trennt, will nicht der Tradition zuliebe das Zeug machen müssen, das man zu Weihnachten eben so macht, sondern ausprobieren, was wir noch nicht kennen. Für einmal wünschte ich mir, ich wäre eine jener auf Sauberkeit bedachten Mütter, die ihre Kinder nicht in die Küche lassen, weil sie die Sauerei fürchten. Ich möchte die Fähigkeit besitzen, meine feste Überzeugung auszuschalten, die da lautet: „Kinder sollen am Herd experimentieren dürfen. Nur so bekommen sie Freude am Kochen.“ Ja, ich habe mich gar beim Gedanken ertappt, meine backwütigen Kinder mit ein oder zwei Paketen Fertigteig abzuspeisen und abends im Geheimen ganz für mich alleine eine zünftige Backorgie zu veranstalten. 

Mir ist selbstverständlich bewusst, wie pädagogisch inkorrekt solche Gedanken sind und darum werde ich morgen – oder übermorgen, vielleicht auch erst am Samstag – mit den Kindern die obligaten Weihnachtsguetzli backen. Heute Nachmittag aber, als fast alle aus dem Haus waren und das Prinzchen der Grossmama einen Besuch abstattete, packte ich die Gelegenheit beim Schopf und tobte mich ganz egoistisch alleine in der Küche aus. Zu meinem grossen Erstaunen haben die Kinder nicht mal gemotzt, dass ich ohne sie angefangen habe.

Ich glaube fast, die Matcha-Sablés sind süss genug geworden. 

carne povera

carne povera; prettyvenditti.jetzt

 

Dauert das lang?

Prinzchen: „Mama, ist Weihnachten lang? Dauert das lange, bis es wieder weg ist?“

Na ja, mein Sohn, die Inkubationszeit dauert meistens ziemlich lange, so von Anfang September bis Mitte Dezember. Dann macht sich die Seuche ziemlich heftig bemerkbar, mit Schweissausbrüchen im Einkaufsrummel, überdrehten, streitlustigen Kindern, üppigen Dekorationen, Stressanfällen und dergleichen. Vom 24. bis zum 26. glaubt man, die Sache nehme nie ein Ende, doch am 27. ist alles wie weggeblasen. Bei manchen Menschen flackert die Krankheit am 6. Januar noch einmal kurz auf, aber dann ist endgültig Schluss. Es sei denn, jemand leide an der postnatalen Depression…

Weihnachtsschmuck

Leftovers

Da ich noch komplett geschafft bin von meiner Lesung, heute einfach nur ein Text, den ich gestern meinem Publikum vorgelesen habe. Immerhin ist er taufrisch:

Acht Dinge, auf die man in der Weihnachtszeit verzichten könnte

Der Schwiegermama-Panettone

Ein anständiger Panettone ist eine richtig gute Sache, ein anständiger Panettone hat aber auch seinen Preis. Panettone wird aber gewöhnlich von italienischen Schwiegermamas für ihre Schwiegertöchter gekauft und für dieses Miststück, das einem den Sohn weggeschnappt hat, gibt man nicht mehr Geld aus als unbedingt nötig. Darum landet bei Menschen wie mir, die einer italienischen Mama den Sohn weggeschnappt haben, jedes Jahr ein Schwiegermama-Panettone unter dem Tannenbaum. So ein staubtrockenes Ding mit vielen Rosinen drin, das man irgendwann im Januar, wenn die Essensvorräte allmählich schwinden und noch kein Geld auf dem Konto ist, beim trüben Schein einer übriggebliebenen Weihnachtskerze verzehrt.

Die Weihnachtskarte vom Garagisten, bei dem du schon längst nicht mehr Kunde bist

Du nimmst dieses edle, gepolsterte Couvert mit von Hand geschriebener Anschrift aus dem Briefkasten und freust dich. Ob jemand heiratet? Vielleicht hat auch jemand ein Kind geboren. Oder ein lieber Mensch hat sich mit einem Tässchen Tee an einen Tisch gesetzt, um dir ein paar liebe Zeilen zu schreiben. Erwartungsvoll machst du das Couvert auf, ganz vorsichtig nur, um das edle Papier nicht kaputt zu machen, du greifst hinein – und hältst die kitschigste, billigte Festtagskarte aller Zeiten in den Händen. „Frohe Weihnachten und ach, wo wir schon dabei sind, wir haben diese tolle Aktion für Schneeketten…“

Die Weihnachtskarte von dem piekfeinen Ferienresort, das du zu finanziell besseren Zeiten mal besucht hast

Da besitzt doch tatsächlich einer die Frechheit, dich daran zu erinnern, dass du in grauer Vorzeit, als du noch gänzlich ohne Kinder warst, das Kleingeld hattest, dich auf ihrem Weingut in der Toscana auf einem Liegestuhl zu fläzen. Und das erst noch in der Weihnachtszeit, wenn dir täglich vor Augen geführt wird, dass alles, was von deinem sauer verdienten Geld nach Steuern und Krankenkasse noch übrig bleibt, draufgeht für „Lego Chima und Hot Wheels und Transformers und und und Mama, Kapla brauche ich auch noch mehr, ganz dringend und Inline Skates und dann noch Lego Movie…“

Der Weihnachtsundbrief von deinen amerikanischen Freunden

Ihr wisst schon: Der Fünfjährige hat gerade das Konzertdiplom am Klavier erlangt, die Zehnjährige macht nächstes Jahr den Doktor in Quantenphysik und der Zwölfjährige hat gute Chancen auf den Literaturnobelpreis. Papa wurde aufgrund seiner Verdienste zum persönlichen Berater des Präsidenten ernannt, Mama hat zur Belohnung, dass sie ein Medikament gegen Krebs entwickelt hat, ohne Sauerstoff den Mount Everest bestiegen, wo sie zusammen mit dem Familienhund eine ganze Expeditionstruppe vor dem sicheren Tod gerettet hat. Dazu ein Familienfoto, alle blitzsauber und piekfein angezogen, aufgenommen vor dem Taj Mahal. Nach der Lektüre solcher Briefe schaue ich jeweils mit trübem Blick auf meine eigene Truppe, die mal wieder nichts anderes zustande bringt, als mir kurz vor Weihnachten den Magen-Darm-Käfer ins Haus zu schleppen, und seufze tief.

Der Samichlaus,

der ein paar Momente, nachdem er bei uns war, gut sichtbar in Nachbars Wohnzimmer sitzt und das erst noch in einem anderen Gewand, als der bei uns anhatte. Wie, bitte sehr, erkläre ich das meinem Kind? Wenigstens die Vorhänge hätten die während seines Besuchs zuziehen können, wo sie schon dieses Riesenfenster haben einbauen lassen.

Diese Kindergeschenke…

Die Kinder können wirklich nichts dafür, es sind die Lehrer, die noch immer die Geschenkidee, die sie irgendwann zu Beginn ihrer Laufbahn mal hatten, bei jeder Klasse wieder hervorkramen. Wer mehrere Kinder hat, darf sich also Jahr für Jahr das gleich geformte Paket mit gleichem Inhalt überreichen lassen. Wehe dem, der den überraschten Blick nicht fleissig genug geübt hat. Ein zutiefst enttäuschtes Kind ist ihm auf sicher.

Die Nachrichten aus aller Welt,

die sich einen Dreck darum scheren, dass du jetzt eigentlich Weihnachten feiern und so tun möchtest, als wäre alles nur glitzerig und glänzend.

Last Christmas I gave you my heart but the very next day you gave it away…

Dazu brauche ich ja wohl nichts weiter zu sagen…

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Motivationssuche im Morgengrauen

Das linke Auge öffnet sich. „Dunkel“, brummt es. Das Rechte öffnet sich ebenfalls einen Spaltbreit. Eine Weile lang starren beide Augen ins Leere. „Viel zu dunkel“, brummen sie beide und schliessen sich wieder. „Aber der Wecker!“, schreit das Ohr hysterisch. „Lass ihn doch klingeln, den alten Tyrannen“, murmeln die Augen. „Aber dieser Lärm. Der ist nicht zum Aushalten“, jammert das Ohr. „Na, dann bring den Kerl doch einfach zum Schweigen“, schaltet sich die linke Hand ein und verpasst dem iPad, das heute die Rolle des Weckers spielt, einen Klaps. Ruhe. Himmlische Ruhe.

Acht Minuten lang, dann geht das Spiel wieder von vorne los, diesmal einfach mit dem Unterschied, dass sich auch noch die Zehen in die Diskussion einbringen. Das Ohr schon wieder vollkommen hysterisch, die Augen noch immer nicht bereit, sich offen zu halten – „Mich dünkt, ich hab‘ da noch ein bisschen was von dem Sandmännchenzeugs drin, ich mach lieber wieder zu.“ -, die linke Hand schon bereit, den Wecker wieder abzuwürgen. „Halt, lass ihn noch, ich teste mal die Temperatur da draussen“, ruft der linke grosse Zeh und streckt sich unter der Decke hervor. „Na ja, ist ganz angenehm. Von mir aus können wir es wagen…“ „Bist du verrückt geworden?“, meldet sich der rechte grosse Zeh, der sich von allen unbemerkt ebenfalls unter der Decke hervorgewagt hat, zu Wort. „Saukalt ist es ja nicht gerade, aber hier unter der Decke ist es allemal wärmer. Ihr anderen könnt von mir aus machen, was ihr wollt, aber ich bleibe hier und geniesse die Wärme.“ „Aber der Wecker!“, schreit das Ohr. „Halt die Klappe“, brummt die linke Hand, verpasst dem iPad einen weiteren Klaps und zieht dann mithilfe des linken Arms die Decke über den Kopf. „Zufrieden? Jetzt hörst du nichts mehr und kannst uns anderen in Frieden lassen.“

Diesmal herrscht länger Ruhe, denn das Ohr bekommt jetzt nicht mehr mit, dass der Wecker schon wieder meckert. Schliesslich fängt es aber doch wieder an zu stänkern: „Ich hör‘ da was…“, sagt es. „Du hörst immer irgendwas“, gibt der rechte grosse Zeh zurück. „Lass uns in Ruhe mit deinen Hörübungen“, motzen die Augen. „Immer diese übereifrigen Streber“, raunzt die linke Hand. „Nun seid doch mal still, ich höre wirklich etwas“, beharrt das Ohr. „Es klingt, als ob Luise und ‚Meiner‘ sich in den Haaren lägen. Irgend so eine Sache mit einer Hausaufgabe, die sie nicht erledigt hat. Ziemlich ernste Sache, dünkt mich. Ich rechne jederzeit mit einem lauten Türknall…“

„Ach, Sch…., dann müssen wir wohl“, meldet sich das Gehirn zum ersten Mal an diesem Tag zu Wort. „Tut mir leid, meine Lieben, es ist ja wirklich nett hier, aber wenn Luise und ‚Meiner‘ bereits vor dem ersten Türknall stehen, dann sind wir ganz eindeutig zu lange liegen geblieben. Also los, auf zur Friedensmission!“

Und jetzt endlich schafft es die demotivierte Bande, unter der Decke hervorzukriechen, den Wecker ein für alle mal zum Schweigen zu bringen und in die Küche zu schlurfen, um einer anderen demotivierten Bande Beine zu machen. 

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Fazit nach dem Samichlausbesuch

  • Karlsson und Luise finden den Mann im roten Mantel nur noch peinlich, der  FeuerwehrRitterRömerPirat und der Zoowärter wissen zwar, dass er nicht echt ist, freuen sich aber trotzdem noch immer über seinen Besuch, das Prinzchen glaubt noch felsenfest, obschon der Zoowärter versucht, ihm die Sache auszureden. Ich schätze mal, in drei oder vier Jahren sind wir soweit, dass wir den Samichlaus nicht mehr einladen müssen. Jetzt erscheint mir diese Perspektive geradezu himmlisch, aber ich könnte wetten, dass auf dieser Seite am 6. Dezember 2018 – vielleicht auch ein Jahr später – ein ziemlich sentimentaler Text erscheint. 
  • Unser Dyson mag keine Erdnussschalen.
  • Weil unser Dyson keine Erdnussschalen mag, mag ich sie auch nicht und darum wird an dem Tag, an dem der Samichlaus zum letzten Mal unser Haus verlässt, ein striktes Erdnussverbot verhängt. Ausser Peanut Butter und von mir aus auch dieses scheussliche, versalzene, aber immerhin geschälte Apéro-Zeugs kommt mir dann nichts Erdnussiges mehr ins Haus. 
  • Wenn der Chlaus mit seinen Schmutzlis vor mir steht, werde ich immer ganz klein und nervös. Warum? Weil die sehen können, wer ich bin, ich mir aber nicht ganz sicher bin, wer hinter den Bärten steckt, weshalb ich nicht weiss, wer hier einen ziemlich tiefen Einblick in unser Familienleben erhascht. Folglich weiss ich auch nicht, vor wem ich mich in Zukunft beim Wocheneinkauf verstecken muss.
  • Es war keine gute Idee, diesmal dem Prinzchen zuliebe nur positive Dinge über unsere Kinder zu verraten. Der Chlaus hat doch tatsächlich geglaubt, unsere Kinder seien so brav, wie ich ihm erzählt habe. Oder habe ich da in seinem Lob vielleicht einen leicht spöttischen Unterton vernommen?
  • Wenn ich unseren Kindern noch einmal erklären muss, warum der Samichlaus nichts mit dem kitschigen Kerl von Coca-Cola zu tun hat, verlange ich von Coca-Cola ein Schmerzensgeld, weil ich mir den Mund in all den Jahren fusselig geredet habe. 
  • Je langweiliger der Grittibänz, umso grösser die Chance, dass er nach dem Backen noch als solcher erkannt wird. 
  • Ich hätte nie gedacht, dass ich das jemals zugeben würde, aber der katholische Samichlaus hat die Nummer eindeutig besser drauf als derjenige vom Turnverein, den wir letztes und vorletztes Jahr hatten. 

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Rezept für eine garantiert spannungsgeladene Adventszeit

Mir ist durchaus bewusst, dass jede Familie ihr ganz eigenes Rezept für genussvolles Zoffen in der Adventszeit hat, dennoch möchte ich meiner Leserschaft unsere ganz eigene Kreation nicht vorenthalten. Wer weiss, vielleicht inspiriere ich den einen oder anderen Leser dazu, seinem eigenen Gezänk noch ein wenig Würze zu verleihen. Hier also mein Rezept:

Man nehme

  • Eine dicke, nahezu undurchdringliche Hochnebeldecke
  • Ein Wohnzimmer voller verlockend aussehender Adventskalender
  • Diverse Anlässe, welche die übliche Schlafenszeit der Kinder in die späten Abendstunden verschieben
  • Eine sehr grosszügige Portion Hausaufgaben
  • Eine noch grössere Portion Prüfungen, die vor Weihnachten noch zu schreiben sind
  • Zwei oder drei Proben fürs Krippenspiel
  • Übermüdete Lehrkräfte, die sich mit übermüdeten Schülern herumplagen müssen und deshalb die eine oder andere Strafaufgabe verhängen
  • Eine grosse Portion Vorfreude auf den Samichlausbesuch
  • Eine noch grössere Portion Vorfreude auf Weihnachten
  • Einen Stapel Einladungszettel zu diversen Veranstaltungen, die sehr viel „Mama, Papa, können wir dorthin gehen?“ auslösen
  • Einen sich ankündigenden Vollmond

Diese Grundzutaten müssen gut vermengt werden, damit jede einzelne ihr volles Aroma entfalten kann. Eigentlich könnte man den Teig jetzt in den Ofen schieben, doch erst mit etwas zusätzlicher Würze wird er so richtig unverwechselbar. Wir nehmen dieses Jahr: 

  • Ein kleines, unscheinbares Käferchen, das sich sehr, sehr langsam an jeweils ein Familienmitglied heranschleicht, dieses mit aller Macht ins Bett zwingt und dort mehrere Tage festhält. (Erst wenn das erkrankte Familienmitglied wieder gesund und munter ist, pirscht sich dieses Käferchen langsam und vorsichtig ans nächste Familienmitglied heran, so dass immer einer krank im Bett liegt.)
  • Immer wieder aufflackernde Ohrenschmerzen bei diversen Familienmitgliedern
  • Eine Prise „Müssen wir wirklich zu Hause bleiben, wenn der Samichlaus kommt? Reicht es nicht, wenn er die Kleinen besucht?“
  • Eine Pubertierende, die wegen der bevorstehenden Übertrittsprüfungen unter Hochspannung steht
  • Eine Wohnung, die schon viel zu lange nur noch ein Minimum an Zuwendung erlebt hat
  • Eine Mama, die mit ihrem Home-Office-Pensum im Hintertreffen ist
  • Einen Kindergärtner, der den unbändigen Wunsch verspürt, das ganze Haus weihnächtlich zu dekorieren
  • Eine Mama, die es versäumt hat, diesem Kindergärtner bunt glänzendes Bastelmaterial zur Verfügung zu stellen
  • Einen Papa, der im Berufsleben zu den übermüdeten Lehrkräften gehört, die sich mit übermüdeten Schülern herumschlagen müssen und der nach Feierabend das zweifelhafte Vergnügen hat, mit seinen eigenen Kindern, die zugleich auch übermüdete Schüler sind, noch ein wenig Mathe zu büffeln
  • Eine Abfallmulde, die auf dem Parkplatz steht und darauf wartet, mit allem, was in Haus und Garten nicht mehr gebraucht wird, gefüllt zu werden
  • Zwei Teenager, die nicht wissen, was sie sich zu Weihnachten wünschen sollen
  • Drei Söhne, die sehr genau wissen, was sie sich zu Weihnachten wünschen, kombiniert mit einem Papa und einer Mama, die sehr genau wissen, dass sie alle diese Wünsche nie und nimmer zu erfüllen vermögen
  • Eine halbwüchsige Katze, die sich jedem ihrer Menschen todesmutig vor die Füsse wirft, wenn sie hungrig ist (was etwa alle fünf Minuten der Fall ist)
  • Kinderfinger, die an allem herumfingern, was irgendwie nach Dekoration aussehen sollte, bis es nicht mehr nach Dekoration, sondern nach „Himmel, wer hat diese Geschmacksverirrung verbrochen?“ aussieht
  • Eine Mama und einen Papa, die leicht abweichende Vorstellungen im Bezug auf die Gestaltung der Adventszeit haben, denen aber die Zeit fehlt, diese Differenzen zu bereinigen

Diese Zutaten werden kräftig in den Teig eingearbeitet. Nach dem Backen wird das Gebäck mit einer dicken Glasur von „Wir haben es so satt, den ganzen Tag im Haus zu sitzen, aber nach draussen gehen mag bei diesem Wetter ja auch keiner“ überzogen. Zu guter Letzt bestreue ich das Ganze gerne noch mit ein paar vertrockneten, kleingeschnittenen Mandarinenschalen, die ich aus Sofaritzen und verklemmten Schubladen herausklaube, aber das ist nicht jedermanns Sache. 

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Wir sind auch dabei

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„Meiner“ und ich verkaufen Bilder, Postkarten, Bücher, ein wenig Gestricktes sowie ein paar Kleinigkeiten aus der Küche. Um 15 und 17 Uhr erzähle ich Märchen in der Stiftskirche. Und dann sind da natürlich noch ganz viele andere Menschen, die den Kreuzgang in einen traumhaften Weihnachtsmarkt verwandeln. Zum Beispiel sie, die alles ins Leben gerufen hat, oder sie und natürlich sie, die im Kreuzgang zu Hause ist... Wer also in der Nähe ist: Unbedingt vorbeischauen, es wird märchenhaft. 

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Bilderbuch-Prinzchen

Heute in der Stadt: Unzählige weihnachtlich geschmückte Schaufenster, Regale voller Weihnachtskugeln und „Starbucks“ bereits wieder mit den eindeutigen Gewürzen auf dem Kaffee. Irgendwann hat das Prinzchen genug. „Mama, ich will nicht, dass die schon so tun, als wäre Weihnachten“, sagt er traurig. „Erst will ich jetzt mal meinen Geburtstag feiern und dann will ich mich am Herbst freuen. Ich finde es so schön, wenn die Blätter bunt werden. Wenn sie von den Bäumen fallen, kann man mit den Füssen so schön rascheln darin. Und Sachen bauen aus Blättern…Ich will jetzt einfach den Herbst geniessen, der ist so schön… Wie ist das eigentlich mit den Blättern? Wachsen die wieder, wenn sie vom Baum gefallen sind?“

Ach, mein Prinzchen, sag: Bist du echt, oder bist du einem dieser traumhaften Bilderbücher entsprungen?

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Glücksgefühle mit einer Note von Citrus und Kardamom

Vierundzwanzig Jahre lang habe ich experimentiert, habe ihn mal mit Rosinen gebacken, mal nur mit kandierten Früchten, fast immer hatte es auch Mandelstifte im Teig, ein paar Mal versuchte ich es mit Quarkteig, wenn ich welchen zur Hand hatte, durften sich die Früchte zuerst mit Rum vollsaugen, aber meistens verzichtete ich darauf, einzig die dicke Rolle Marzipan in der Mitte gehörte stets dazu, egal, von welchem Rezept ich mich inspirieren liess.

Keine Ahnung, wie viele Weihnachtsstollen ich seit meinem fünfzehnten Lebensjahr schon gebacken habe, aber es waren ziemlich viele. Zufrieden war ich nie mit dem Resultat. Auch nicht vollkommen unzufrieden, das nicht, aber er war eben nie  genau so, wie er meiner Meinung nach sein sollte: Krümelig aber nicht trocken, kompakt aber nicht schwer, butterzart aber nicht triefend vor lauter Fett. Mal roch er zu stark nach Hefe, mal war er staubtrocken, dann wieder wollte der Teig nicht richtig aufgehen. Mein Stollen war nie so schlecht, dass man ihn nicht gern gegessen hätte, aber er war auch nie so gut, wie er sein sollte. 

Jetzt endlich, nach all diesen Jahren, bin ich zum ersten Mal richtig zufrieden. Ach, was untertreibe ich da? Ich schwelge geradezu. Schon als mir dieser himmlische Duft von Kardamom und Citrus in die Nase stieg, ahnte ich es und als ich mir den ersten Bissen auf der Zunge zergehen liess wusste ich es mit Sicherheit: Ich habe mein Ziel erreicht, mein Weihnachtsstollen ist endlich so, wie ich ihn mir stets erträumt habe. So zart, so aromatisch, so krümelig – so weihnächtlich.

Zu verdanken habe ich dies nicht etwa meinem Talent, sondern Emanuel Hadjiandreou, der in seinem Buch Dinge lehrt, die ich so weder zu Hause noch in der Kochschule noch in irgend einem anderen Backbuch gelernt habe. Das Resultat überzeugt, nicht nur beim Stollen, sondern auch beim Sauerteig-Vollkornbrot oder bei den Croissants. Ziemlich sicher trägt auch das Mehl aus der Mühle das Seine zum Gelingen bei. Endlich ist Selbstgebackenes so, wie es sein sollte: Besser als das Gekaufte, damit sich der Aufwand auch wirklich lohnt. Wenn die Küche wieder sauber ist und das Gebäck seinen Duft verströmt, bin ich jedes Mal Neue erstaunt, wie glücklich mich solche Dinge machen. 

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