Gewohnt ungewöhnlich

Er ist gekommen, der Tag, an dem ich zur nicht ganz schmerzfreien Erkenntnis komme, dass es gewöhnliche Tage in meinem Leben ganz einfach nicht gibt. Ich meine diese Tage, an denen du abends zufrieden sagen kannst, dass du mehr oder weniger das erreicht hast, was du dir am Morgen vorgenommen hast. Tage, die so vollkommen frei waren von Drama, dass du abends nicht so recht weisst, was du bloggen sollst. Okay, manchmal schreibe ich abends wirklich nicht mehr, dann aber meistens, weil ich vollkommen durch den Wind bin, weil der Tag mal wieder gemacht hat, was er will.

Dabei gibt es in meinem Leben inzwischen durchaus Tage, die das Potential dazu hätten, ganz vorhersehbar und langweilig zu werden. Heute zum Beispiel standen die Chancen so gut wie noch selten: Vier Kinder von acht bis halb drei auf Sternwanderung, „Meiner“ mit seiner Schulklasse ebenfalls irgendwo im Wald und Karlsson auf einer Betriebsbesichtigung im Medienhaus, weil er sich – unter gewissen Umständen, vielleicht, wenn nichts anderes interessanter ist – vorstellen könnte, irgendwann mal in Mamas journalistische Fussstapfen zu treten. Eine seltene Gelegenheit also, mal in aller Seelenruhe meine Zeitungskolumne zu schreiben, ein paar Interviewpartnerinnen anzurufen, einen Text fertig zu stellen und später vielleicht bei einem Waldspaziergang die Herbstsonne zu geniessen. Mit etwas Glück würde ich sogar noch ein wenig an meinem Nicht-Pflichtstoff weiter schreiben. Ein halbes Kapitel, vielleicht sogar ein ganzes…

Natürlich kam es mal wieder anders: Ein Anruf der Kindergärtnerin aus dem Wald. Das Prinzchen habe sich am Kopf verletzt, ich müsse ihn holen kommen. Kein Problem, Frau Kindergärtnerin, ich lasse selbstverständlich alles stehen und liegen, teile der Redaktion mit, dass die Kolumne sich verspätet und dann sehe ich mal, wo ich ein Auto auftreiben kann, weil unseres gerade nicht zu Hause ist. Meine Schwester kann einspringen, allerdings nicht allzu lange, denn nachher muss ihr Mann zur Arbeit. Eine halbe Stunde lang kurven wir durch den Wald, finden zahlreiche Schulklassen, doch leider nicht die Kindergartenklasse des Prinzchens und weil die Leute aus dem Dorf leider auch nicht wissen, wo der gesuchte Weg ist, fahren wir zurück nach Hause, wo ich noch einmal die Kindergärtnerin anrufe (Nein, ich habe leider derzeit kein Handy und nein, ich will nicht erzählen, wie es dazu gekommen ist. Diese Geschichte ist schlicht zu langweilig.) Ich bekomme eine etwas exaktere Wegbeschreibung, der Nachbar ist so freundlich, mich diesmal in den Wald zu chauffieren. Wieder finden wir den gesuchten Weg nicht, wieder nach Hause, um die Kindergärtnerin um eine noch etwas genauere Wegbeschreibung zu bitten. Und ihr zu sagen, sie solle doch bitte, bitte, bitte, wenn es sich irgendwie machen liesse, an die Strasse runter kommen mit dem Prinzchen, damit wir ihn diesmal auch ganz sicher finden würden.

Das klappt, fast zwei Stunden nach dem Anruf und damit auch deutlich nach dem Abgabetermin meiner Kolumne nehme ich ein ziemlich trauriges aber Gott sei Dank nur leicht verletztes Prinzchen in Empfang. Nach der Erstversorgung ist klar, dass es für einmal ohne Notarzt geht und so kann ich mich –  ohne mir vorwerfen zu müssen, eine Rabenmutter zu sein –  meinem Text zuwenden, bis die Mittagspause der Apotheke vorbei ist und ich Pflasterstreifen holen kann.

Ist es unzerbrüchlicher Optimismus oder grenzenlose Naivität, dass ich mir am Ende des Schreibens und vor der Apotheke ein kurzes Bad gönnen will, um wenigstens noch einen Hauch von Freiheit zu geniessen? Egal, was von beidem es ist, nach dem dritten Anruf innerhalb von zehn Minuten ist klar, dass so etwas einfach nicht geht. Mama Venditti soll sich unterstehen, mitten in der Woche so zu tun, als hätte sie Anrecht auf eine kleine Verschnaufpause. 

Tja, und dann, als Prinzchens Wunde endlich geklebt ist, sind auch schon wieder alle zu Hause und der Teil des Tages, der für einmal ganz langweilig und vorhersehbar mir hätte gehören sollen, ist in gewohnter Ungewöhnlichkeit an mir vorbeigegangen. 

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Mummy?

Diese Anfrage hat mich zutiefst verunsichert: Ob ich vielleicht an einem Mummy-Blogger-Event zur Lancierung eines neues Putzmittels teilnehmen wolle, fragte eine Kommunikationsagentur an. Auf dem Programm steht Cupcake-Backen mit einer bekannten Mummy-Bloggerin, danach wird gemeinsam die Küche geputzt, natürlich mit dem Produkt, das an die Frau gebracht werden soll. „Und keine Angst“, so schreibt die Frau von der Agentur vermutlich augenzwinkernd, „die Cupcakes, nicht das Putzen, werden die Hauptaktion sein.“ Hihihi! Ihr, meine lieben Leser, hättet auch noch etwas davon. Ich dürfte nämlich nicht nur viele lobende Zeilen über das sensationelle Produkt veröffentlichen, ich dürfte auch ein paar Putzmittel verlosen.

Seitdem ich diese Nachricht gelesen habe, geht mir eine Frage nicht mehr aus dem Kopf: In welchem meiner rund 1800 Texte, die ich in den vergangenen Jahren hier geschrieben habe, habe ich den Eindruck erweckt, in meinem Leben drehe sich alles um perfekte Sauberkeit und noch perfekteres Backwerk? Okay, ich backe gern – anständige Cupcakes bringe ich trotzdem nicht zustande -, Putzen muss ich gezwungenermassen auch, was hier hin und wieder durchschimmert, und natürlich erfährt man so mehr oder weniger zwischen den Zeilen auch, dass ich Kinder habe. Aber macht mich all dies wirklich zur „Mummy-Bloggerin“ (Wenn ich nur schon dieses Wort lese….grrrrrrrrrr!)?

Bitte, bitte, bitte sagt mir, dass ihr hier nur mitlest, weil ihr mein virtuelles Geschwätz soooooooooo unglaublich tiefsinnig und humorvoll findet und nicht, weil ihr hier die perfekte „Mummy“ zu finden hofft, die euch zeigt, wie ihr euren Liebsten trautes Heim, Glück allein und dergleichen bieten könnt. Letzteres würde mich nämlich dazu zwingen, die Bloggerei umgehend einzustellen und was würde ich dann mit meiner Zeit anfangen? Am Ende käme ich noch auf die Idee, zu putzen…

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Bloggerfrust

Nein, keine Angst, das Bloggen ist mir nicht verleidet. (Na ja, vielleicht wären ein paar Menschen da draussen gar nicht so unglücklich, wenn ich endlich genug hätte davon…) Es gibt nur gewisse Tage, an denen ich etwas frustriert bin über das, was bei der Leserschaft ankommt.

Da brütest du tagelang über ein paar klugen Sätzen zu einem gesellschaftlich relevanten Thema. Du diskutierst mit „Deinem“ und mit anderen Mitmenschen, du schreibst, verwirfst, drehst und wendest und bevor du auf „Publizieren“ klickst, lässt du „Deinen“ noch einmal gegenlesen, damit deine Argumentation auch ganz bestimmt lückenlos und stringent ist. Ist das Kind deiner Gedanken endlich geboren, bist du fast ein wenig stolz auf das, was du geleistet hast. Zwar wirst du damit nicht die Welt verändern, aber immerhin hast du dafür gesorgt, dass ein paar hundert Leute durch deine Arbeit zum Mitdenken angeregt werden. Du kannst es kaum erwarten, bis die ersten Reaktionen kommen und du im virtuellen Austausch mit deiner Leserschaft anfangen kannst, an der Verbesserung der Welt zu arbeiten. Doch dann geschieht – nichts. Okay, vielleicht ein oder zwei „Gefällt mir“ auf Facebook, doch das war’s dann schon mit dem Austausch.

Schreibst du hingegen spät abends mit schlechtem Gewissen über die Zusammenführung von getrennten Sockenpaaren – Wen interessieren denn schon von meine Hausfrauenprobleme? -, hast du bereits am frühen Morgen Kommentare, „Gefällt mir“ und fröhlich grinsende Smileys.

Versteht mich bitte nicht falsch, ihr lieben Menschen da draussen, die ihr euch samstags im Morgengrauen die Mühe macht, mir zu erzählen, wie ihr das nervige Problem der hohen Sockenscheidungsrate in Angriff nehmt. Ich freue mich sehr über eure Beiträge und es rührt mich zutiefst, dass mein Geschriebenes euch zum Zurückschreiben motiviert. Es gibt mir ein sehr gutes Gefühl, zu wissen, dass ich über Dinge schreibe, die euch auch bewegen. Manchmal aber wüsste ich zu gerne, ob ihr auch durch die Artikel, in denen ich über weniger banale lebensnahe Dinge schreibe, zum Mitdenken angeregt werdet. Lasst es mich doch bitte hin und wieder wissen. Solange die Kommentare frei von Beleidigungen sind, freue ich mich darüber nämlich mindestens so sehr wie über eure Beiträge zu den getrennten Socken.

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Bitte bitte bitte nicht jetzt!

Das ist mal wieder typisch: Nach Monaten des Zweifelns und Zauderns fasst sich Mama Venditti ein Herz, endlich wieder an ihren grossen Traum vom Schreiben zu glauben. Sie lässt an einem sonnigen Sonntagmorgen nach dem Gottesdienst ihre geliebte Familie warten und setzt sich ins Café, um den roten Faden der Geschichte, den sie fast verloren hätte, wieder aufzunehmen. Sie verzichtet auf ihren heiligen sonntagnachmittäglichen Mittagsschlaf, um voller Enthusiasmus in die Tasten zu hauen, was sie auf dem Papier skizziert hat. Diesen Sommer wird sie schreiben, das steht fest. Nichts auf der Welt wird sie mehr davon abhalten können.

Nichts, ausser ein treuloser Computer, der ebenso fest entschlossen zu sein scheint, diesen Sommer keinen Streich mehr zu arbeiten und deshalb den Zugriff auf sämtliche Programme – und somit auch auf sämtliche Texte – verweigert. Da helfen weder gutes Zureden noch Backup, der Computer bleibt stur. Nicht mal anständig ausschalten lässt er sich mehr, einzig Banalitäten im Blog und auf Facebook lässt er noch zu.

Okay, er stünde auch der Bestellung eines Nachfolge-Computers, der gegen die Schreiberei nichts einzuwenden hätte, nicht im Wege, doch da gibt es andere Hürden zu überwinden.

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10 Dinge, die mir auf den Geist gehen

  • Hysterische Haushaltgeräte. Ihr wisst schon, diese Herdplatten, die beim kleinsten Tropfen Feuchtigkeit auf dem Schaltfeld hysterisch zu piepsen anfangen und erst wieder damit aufhören, wenn man sie zuerst mit einem leicht feuchten Lappen, dann mit einem frischen Küchentuch und schliesslich – wenn man nichts anderes mehr zur Hand hat – mit dem Rockzipfel oder dem Pulloverärmel trocken reibt. 
  • Wenn „Meiner“, der als Siebenjähriger offenbar zu anständig und zu schüchtern war, den Mitschülerinnen den Rock hochzuziehen, glaubt, er müsse diese prägende Erfahrung bei mir nachholen. Ich habe ihm dann zu verstehen gegeben, dass ich auf diesem Gebiet ganz und gar keinen Nachholbedarf habe, da ich im Alter zwischen drei und dreizehn ausschliesslich Röcke getragen habe und damit zur Zielscheibe sämtlicher Siebenjähriger wurde, die weniger schüchtern und anständig waren als „Meiner“ damals. 
  • Okay, damit mache ich mich jetzt unbeliebt: Dieses doofe „Happy, happy, happy“-Gedudel, dem man in diesen Tagen permanent ausgesetzt ist. Was, um alles in der Welt, gefällt euch allen so an diesem Lied? Mich treibt es auf die Palme.
  • Fruchtfliegen, die sich mangels anderer Alternativen auf dem Küchenlappen niederlassen. Muss ich jetzt meine Lappen wirklich mehr als einmal täglich wechseln?
  • Leute, die es nicht mal nötig haben, mir ein kurzes „Danke für die Anfrage, aber ich habe keine Zeit“ zukommen zu lassen, wenn ich sie höflich frage, ob sie mir allenfalls, wenn es ihnen nicht zu viele Umstände macht, ein paar Auskünfte für einen Artikel geben würden, den sie selbstverständlich vor der Publikation gegenlesen dürften, damit alles in ihrem Sinne wäre. 
  • Samstage, die vorgeben, sie wären nahezu kinderfrei, dabei verbringt man den halben Tag damit, die verschiednen Kinder zu verschiedenen Terminen zu karren. 
  • Schädlinge, die an sämtlichen Gemüsesorten ihre Spuren hinterlassen, aber nicht die Grösse haben, dazu zu stehen und sich zu zeigen. 
  • Die Peperoni-Sucht unserer Kinder. Ich meine, ist ja toll, dass sie Peperoni lieben, aber egal, ob ich das Doppelte, Drei- oder Vierfache der in den Rezepten vorgesehenen Menge kaufe, am Ende ist doch nichts mehr da, wenn ich am Herd stehe. Und dabei habe ich doch immer so ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn ich vor der Peperoni-Saison das Zeug aus Spanien oder Holland kaufe. 
  • Dass es mir nicht gelingt, mein Lachen zu verbergen, wenn das Prinzchen einen Mist gebaut hat und ich ihm eigentlich ganz ernst ins Gewissen reden möchte. Muss der seinen Unfug immer so charmant anstellen?
  • Haushaltgeräte, die dann, wenn man auf ihr Piepsen angewiesen wäre, weil dieses das Ende der Kochzeit anzeigen würde, plötzlich verstummen, so dass alles verkocht. Noch ärger sind nur noch Haushaltgeräte, die mal stumm bleiben und sich wenige Augenblicke später wieder hysterisch gebärden. Also zum Beispiel unser Kochherd. 

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Schreiben (und putzen) nach dem Faulus-Prinzip

In letzter Zeit werde ich wieder vermehrt gefragt, wie ich es denn fertigbringe, neben Familie, Job, Haushalt, Haustieren und Garten auch noch zu bloggen. Nun, seitdem ich wieder selber putze und dies auch vermehrt wieder alleine tue, ist es ganz einfach: Ich halte mich strikte an das Faulus-Prinzip. Ihr wisst schon: „Nun, ich hab‘ die erste Hälfte der ersten Platte fertig. Ich verschnauf‘ ein wenig, dann feg‘ ich die zweite Hälfte der ersten…Ich verschnauf‘ ein wenig, dann kommt die erste Hälfte der zweiten…ich versch…“

Oder konkret in meinem Fall: Ich fege einen halben Fussboden, dann tippe ich ein paar Sätze, die mir beim Fegen in den Sinn gekommen sind, dann fege ich die zweite Hälfte des Fussbodens, ich schreib‘ wieder ein wenig, ich putze den Spiegel, die Toilette und die halbe Badewanne, dann schreibe ich wieder… und so weiter, bis die Wohnung sauber und der Blogpost fertig ist. Glaubt mir, nie produziert mein Gehirn mehr Sätze, als wenn ich mit Staubsauger, Lappen & Co. durch die Wohnung renne. Und wenn ich an einem Tag besonders ausgefeilte oder besonders viele Posts veröffentliche, könnt ihr sicher sein, dass bei Vendittis zu Hause alles blitzblank geputzt ist. Ein voller Erfolg also, dieses Faulus-Prinzip. Ich empfehle es jedem, der sich über zu viel Dreck oder zu wenig Produktivität beim Schreiben beklagt. 

Und sollte jemand jetzt überhaupt nicht verstehen, wovon ich schreibe, empfehle ich ihm ganz dringend die Lektüre von „Asterix und der Arvernerschild“. 

Schalut schuschammen!

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Der Elternbrief unter der Lupe

Meine verehrten Pädagogen der Fachhochschule Nordwestschweiz

Sie möchten sich gerne unsere Erst- und Zweitklässler etwas genauer anschauen, um herauszufinden, wie Sie verhaltensauffälligen Kindern besser helfen können. Natürlich tun Sie dies nur, wenn wir Eltern unser Einverständnis dazu geben und weil ich mich gewöhnlich ziemlich kooperativ verhalte, habe ich den Fackel unterschrieben. Im Gegenzug habe ich mir die Freiheit herausgenommen, Ihren Brief etwas genauer anzuschauen. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und erlaube mir, meinen Lesern zur allgemeinen Erheiterung ein wenig daraus zu zitieren. Gut, der Fairness halber hätte ich Sie vielleicht auch zuerst um Ihr Einverständnis bitten sollen, aber eigentlich sind Sie selber schuld, wenn Sie uns einen unkorrigierten Entwurf ins Haus schicken. Sie schreiben in dem Brief zum Beispiel…

„Die Lehrperson darf aber nur teilnehmen, wenn Sie, liebe Eltern, damit Einverstanden sind, dass…“ 

Ich weiss, dass sich in der Rechtschreibung einige Dinge geändert haben, seitdem ich die Schulbank gedrückt habe, aber meines Wissens gilt „einverstanden“ weiterhin als Adjektiv und Adjektive schreibt man wie? Ja, genau, die schreibt man klein!

Ein weiteres Beispiel gefällig?

„…die Lehrperson einen kurzen, anonymen Fragebogen zum verhalten des Kindes in der Klasse ausfüllt.“

Schauen wir uns doch mal das Wort „verhalten“ genauer an. Fällt Ihnen etwas auf? Jawohl, der Herr Duden kennt das Wort „verhalten“ sowohl als Adjektiv, als starkes Verb oder als Nomen. Aber was genau ist es in diesem Satz? Ein Nomen, genau. Und wie schreiben wir die Nomen? Sehr gut! Die Nomen, die schreiben wir GROSS. 

Jetzt, wo wir das geklärt haben, können wir zu einer etwas komplizierteren Sache übergehen, nämlich zur Kommasetzung. Sie schreiben:

„Nur so, können wir sagen, ob die Weiterbildung etwas bewirkt.“

Ich persönlich finde ja, der Satz gewinne durch diesen gewagten Einschub so etwas wie Pfiff, aber ich glaube nicht, dass der Herr Duden meine Meinung in diesem Punkt teilt. 

Kommen wir nun zum Thema Wiederholungen:

„Wir bitten Sie, die untenstehende Einverständniserklärung zu unterschreiben. Geben Sie bitte die Einverständniserklärung Ihrem Kind bis spätestens in einer Woche in die Schule mit. Die Teilnahme ist freiwillig, doch kann das Projekt nur gelingen, wenn möglichst alle Eltern Ihr Einverständnis zur Teilnahme an der Studie geben.“ (Die Hervorhebungen gehen auf meine Kappe.)

Eigentlich ist es ja eine beachtliche Leistung, die drei doch eher sperrigen Worte „Einverständniserklärung“, „Teilnahme“ und „Einverständnis“ in drei kurzen Sätzen in einer derartigen Häufung unterzubringen. Im Schulaufsatz hätte das trotzdem einige schöne rote Wellenlinien, wenn nicht gar eine schlechte Note gegeben. Ach ja, und dann ist Ihnen auch noch eine Höflichkeitsform reingerutscht, die da nicht hingehört, aber das haben wir im Unterricht noch nicht behandelt. Äääähm, ich meine, das fällt bestimmt niemandem auf. 

Bevor ich schliesse, hätte ich noch eine kleine Anmerkung zum Stil. Ihr Bemühen, die Sätze kurz und unkompliziert zu halten, ist grundsätzlich lobenswert. Dies zeigt, dass Sie beim Verfassen des Briefes daran gedacht haben, dass für einige Eltern Deutsch eine Fremdsprache ist. Verlieren Sie aber bitte darob nicht uns Deutschsprachigen aus den Augen. Einige von uns fühlen sich nämlich, als müssten sie einen Lesetext für die 2. Klasse durchackern, wenn sie Folgendes lesen:

„An der Pädagogischen Hochschule Solothurn haben wir den FOKUS-Ansatz entwickelt. Zu diesem Ansatz führen wir eine Studie durch. Diese Studie wird vom Bundesamt für Gesundheit finanziert.“ 

Ich hoffe doch sehr, Sie kennen sich mit verhaltensauffälligen Kindern besser aus als mit Rechtschreibung, Grammatik und Stil, sonst müsste man befürchten, das Bundesamt für Gesundheit schmeisse mit der Finanzierung Ihrer Studie einen ganzen Haufen Geld aus dem Fenster.

Na ja, ich fürchte, das tut es ohnehin. 

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Es gibt sie noch, diese Tage, an denen…

…die Schreibblockade ausgerechnet dann zu Besuch kommt, wenn zwei Kolumnen (über)fällig sind.

…der Autoschlüssel unauffindbar ist, weil er ohne mein Wissen mit il Cugino zur Schule gegangen ist, weshalb ich nicht aus dem Haus kann, um die Zutaten, welche die Kinder schon wieder als Zvieri zweckentfremdet haben, fürs Mittagessen einzukaufen.

…das Mittagessen in Folge des oben genannten Desasters äusserst dürftig ausfällt und erst noch anbrennt.

…das Bankkonto nicht hergibt, was man vermeintlich mit voller Berechtigung von ihm erwartet hätte.

…ich „Meinem“ die Ohren voll heule, weil es mir jetzt einfach reicht. 

…der vor einer Woche gekaufte Mixer seine Arbeit verweigert, weshalb ich die Meringue-Masse von Hand schlagen muss. Was mich nicht weiter stören würde, hätte ich nicht die offensichtlich vollkommen hirnrissige Erwartung, dass ein neuer Mixer seinen Dienst länger als eine Woche tut. 

…“jemand“ ganz zufälligerweise die Ofentemperatur von 100 auf 230 Grad verstellt, was bekanntlich nicht gerade die optimale Temperatur für Meringues ist. Natürlich bemerke ich dies erst, als es schon wieder angebrannt riecht.

…ich der Tatsache ins Auge sehen muss, dass wir jetzt zu den Menschen gehören, die zu viel verdienen, um noch irgendwelche Vergünstigungen zu bekommen, aber nicht genug, um diesen Umstand problemlos verkraften zu können. 

…ich mir obendrein beim Kochen Tabasco ins Auge schmiere, was erstaunlicherweise ziemlich heftig brennt, obschon Tabasco doch gar nicht so scharf ist. 

…ich so oft die Contenace verliere, dass die Kinder anfangen, lieb und zuvorkommend zu sein, um mir keinen weiteren Anlass zum Herumbrüllen zu bieten. Ich hasse es, wenn ich so bin. Der Brief des FeuerwehrRitterRömerPiraten, in dem stand, ich solle mich doch ein wenig schlafen legen, sie würden währenddessen spielen, rührte mich dennoch zutiefst. 

Zum Glück gibt es solche Tage seltener als auch schon.

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Sind das wirklich schon sechs Jahre?

Sechs Jahre ist es her, seitdem ein guter Freund mich zum Bloggen herausgefordert hat. Anders kann man das gar nicht nennen. „Du solltest bloggen“, sagte er eines Tages. „Na ja…“, antwortete ich. Ein paar Tage später liess er mich wissen, mein Blog sei eingerichtet und heisse Beautifulvenditti. Noch immer war ich mir nicht sicher, ob das wirklich etwas für mich sei, also schrieb ich erst mal nichts. „Wann fängst du an zu schreiben? Ich warte“, wollte der Urheber dieser Seite nach zwei Tagen wissen. Also schrieb ich. Sehr zaghaft noch, denn ich wusste ja eigentlich gar nicht so recht, was man in einem solchen Blog schreibt. Doch die wenigen Menschen, die von meinem Schreiben wussten, ermutigten mich, weiterzumachen und irgendwann brauchte man mich nicht mehr zu schubsen, ich konnte gar nicht mehr anders, als fast täglich zu bloggen. Seither ist viel passiert.

Ich habe einen Weg gefunden, das in Worte zu fassen, was mich in meinem Leben als Mutter, Ehefrau, Ehrenamtliche, Berufstätige, Hausfrau, Schreibende, Schweizerin, Hobbygärtnerin, Glaubende, Zweifelnde, … begeistert, in den Wahnsinn treibt, zu Tränen rührt, zum Heulen bringt, überfordert, beschäftigt, zum Lachen bringt, erzürnt…

Ich bin ins Gespräch gekommen mit Menschen, die sich in meinen Texten wieder erkennen, habe erlebt, dass andere durch mein Schreiben neuen Mut gefasst haben, wurde aber auch selber immer wieder ermutigt, weil andere mir sagten, dass ich nicht die Einzige bin, der die Dinge manchmal einfach über den Kopf wachsen. Die positiven Reaktionen meiner Leserschaft haben mit dazu beigetragen, dass ich schliesslich den Mut gefasst habe, den Traum des Bücherschreibens zu verwirklichen.

Das Schreiben hilft mir, die Dinge mit mehr Humor zu nehmen. Herrlich, wie viel Schreibstoff die alltäglichen Missgeschicke bieten. Glaubt mir, ich fahre weitaus seltener aus der Haut, seitdem ich im Kopf schon mal den Blogpost entwerfe, währenddem ich klebrigen Honig vom frisch geputzten Fussboden aufputze. 

Mein Blog hat mir auch beruflich Türen geöffnet, so dass ich heute meinen Anteil am Familieneinkommen alleine durchs Schreiben erarbeite. Etwas, was ich mir stets erträumt, aber nie zu erhoffen gewagt hätte. 

Oh ja, natürlich habe ich schon tausendmal daran gedacht, die ganze Sache wieder hinzuschmeissen. Manchmal fürchte ich mich davor, dass mir eines Tages der Schreibstoff ausgehen könnte. Und an gewissen Tagen quält mich die Frage, ob ich nicht eine fürchterliche Dilettantin bin, die versucht, Dinge in Worte zu fassen, die andere viel besser ausdrücken könnten. Dann versuche ich, einfach nicht zu bloggen, doch meist dauert es nicht lange, bis die Worte wieder darauf drängen, aus meinem Kopf befreit zu werden. 

Darum schreibe ich weiter. Und darum ist es heute wieder einmal Zeit, klar und deutlich zu sagen: Danke, Tobias, dass du mich vor sechs Jahren dazu gedrängt hast, endlich anzufangen. 

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