Und noch etwas gelernt

Nur weil dein Heizungsmonteur grossmäulig einen 24-Stunden-Service verspricht und dir einen Aufkleber mit der Notfallnummer auf den Heizkessel klebt, heisst das noch lange nicht, dass du ihn morgens um Viertel nach sieben schlotternd und zähneklappernd anrufen darfst. Gut, man verbietet es dir nicht gerade, aber du darfst dich nicht wundern, wenn du ziemlich giftig angefahren wirst. Der Kollege sei zuständig, erfährst du und eigentlich sei man davon ausgegangen, das Problem habe sich erledigt. Du entschuldigst dich dafür, dass sich das Problem leider noch nicht erledigt hat und wählst mit klammen Fingern die Nummer des Kollegen, doch der Kollege geht nicht ans Telefon. Warum soll er auch? Er hat ja nicht die 24-Stunden-Notfallnummer und muss darum nicht rangehen, wenn das Telefon klingelt.

Du beschliesst, so bald als möglich den Heizungsmonteur zu wechseln und versuchst, die Herstellerfirma zu erreichen. Auch die hat einen grossen Aufkleber mit einer Notfallnummer auf dem Heizkessel angebracht und dort nimmt man sogar deinen Anruf entgegen, ohne ausfällig zu werden. Wenn du jetzt glaubst, das Frieren würden damit bald ein Ende nehmen, irrst du aber gewaltig. Bis endlich einer Zeit hat, dir Bescheid zu geben, ob und wann einer kommt, um deiner Heizung zu zeigen, wie sie Pellets ansaugen muss, darfst du weiter frieren. Wie lange, das kann dir leider keiner so genau sagen.

Und glaubt mir, wir Schreibenden können so schnell auf der Tastatur tippen wie wir wollen, warm wird uns dabei noch lange nicht. Auch nicht, wenn wir dicke Socken und zwei Jacken übereinander anziehen, eine wärmende Katze auf den Schoss nehmen und literweise heissen Tee in uns hineinkippen. 

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Was mich das Leben so alles lehrt

  • Heizungen steigen grundsätzlich an dem Tag aus, an dem es draussen zum ersten Mal so kalt ist, dass sogar ich mich mit dem Gedanken trage, Strümpfe anzuziehen.
  • Die Heizung teilt dir immer erst dann mit, dass sie sich diesmal wirklich nur mit Hilfe eines Monteurs wieder in Gang bringen lässt, wenn du bereits einen Nachtzuschlag bezahlen müsstest, um diesen Monteur ins Haus zu bestellen.
  • Wenn die Heizung streikt, kommen Fernsehgeräte, Ladekabel, Handys und dergleichen auf die Idee, es ihr gleichzutun. Wir Hausbewohner würden dann am liebsten auch in Streik treten, aber es wird so furchtbar kalt, wenn man nicht ständig in Bewegung ist.
  • Es gibt nur einen Weg, dich nach der Veröffentlichung deines Buches nicht über Tippfehler zu ärgern: Du musst deine Bücher von Hand schreiben. Dann schreibst du nur das falsch, was du nicht richtig schreiben kannst. Darüber kannst du dich dann  nicht ärgern, weil du gar nicht merkst, dass du einen Fehler gemacht hast. 
  • In der Schweiz gibt es einen neuen Industriezweig: Die Betreuungsindustrie, manchmal auch Krippenindustrie genannt. Ich weiss zwar nicht genau, was diese Industrie produziert und weiterverarbeitet, aber das spielt ja auch keine Rolle. Das Wort macht sich einfach gut in Leserbriefen und wer denkt denn schon über den Sinn von Worten nach, wenn er Leserbriefe liest?
  • Dein jüngstes Kind bleibt immer kleiner als deine anderen Kinder und darum in deinen Augen klein, egal, wie gross es schon ist. 
  • Der Vormittag gehört noch lange nicht dir, bloss weil jetzt alle deine Kinder kindergarten- oder schulpflichtig sind. Irgend einer nimmt sich immer das Recht heraus, sich krank zu melden, wenn du eigentlich etwas anderes vorhättest. Also komm gar nicht erst auf den Gedanken, dich irgendwo als freiwillige Helferin zu melden, weil du jetzt „so viel freie Zeit“ hast.
  • Man kann Kondensmilch auch selber herstellen. Man sollte sich allerdings während der Zubereitung nie weiter als zwanzig Zentimeter vom Kochherd entfernen, sonst brennt das Zeug an. 
  • Nur weil dein Kind eine ausgeprägte nostalgische Ader hat, bedeutet das noch lange nicht, dass es sich zum Geburtstag nicht die allerneusten Gadgets wünscht. Klassische Musik und Bilder von Barockpalästen lassen sich problemlos mit modernster Technik vereinbaren.

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Warum so nervös, Mama Venditti?

Natürlich war meine Nervosität vollkommen unbegründet, für einmal war nicht einmal die Kleiderfrage ein Problem, alles lief bestens, die Suppe war so gut, wie Kürbissuppe immer ist, die Gäste waren zufrieden und auch wenn sie nicht in Scharen kamen, so war es doch ein wunderschöner Abend. Wie immer in solchen Fällen hätte ich mir die ganze Aufregung sparen können, denn im Grunde genommen spielt es ja keine Rolle, ob ich meinen Kindern oder meinen Gästen vorlese. Vielleicht lerne ich eines Tages, dies schon im Voraus zu erkennen und auf das ganze nervöse Getue zu verzichten. Vielleicht aber kann ich einfach nicht anders, weil es mir einfach sehr viel bedeutet, mein Geschriebenes und die Menschen, die es lesen, zusammenzubringen.

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Mama Venditti bereitet sich auf eine Lesung vor

08:15 Der Wecker klingelt, ich stelle fest, dass Prinzchen und Herr Gemahl mich mal wieder an die äusserste Bettkante gedrängt haben. Doch was heisst hier „an“? Auf die Bettkante haben die Herren mich gedrängt, darum rapple ich mich mit ziemlich müden Knochen auf, um den Tag in Angriff zu nehmen.

08:25: Ein Glas Wasser runterkippen und dann auf zum Markt, Kürbisse kaufen.

08:45: Die ersten zwei Kürbisse sind gekauft, Schwatz mit der Marktfrau über Wachtelhaltung. Wie sind wir überhaupt von Kürbissen zu Wachteln gekommen? Keine Ahnung mehr, aber die Frau freut sich, dass ich durch so viele Fehler gelernt habe und ihr jetzt ziemlich genau sagen kann, wie sie es nicht machen soll, wenn sie sich dann mal Wachteln zulegt.

08:50: Der nächste Kürbis ist gekauft. Dazu frisch gepressten Apfelsaft. Kurzer Schwatz, dann weiter zum nächsten Stand.

08:53: Bewundern der Kürbis-Auslage am Stand mit dem Pro Specie Rara-Gemüse. Eine Kundin neben mir erzählt mir, wie sie Kürbisse zubereitet und will mir einen Schutzengel verkaufen. Als ich ihr sage, dass ich fünf Kinder und gerade nicht allzu viel Geld für Krimskrams übrig habe, bedauert sie, dass sie gerade kein Gemüse dabei habe, das sie mir schenken könne. Ob ich Selbstgestricktes brauchen könne. Ich erkläre ihr, dass wir ganz gut über die Runden kommen, aber ihre fürsorgliche Art wärmt mir trotzdem das Herz.

09:00: Der letzte Kürbis, den ich kaufe, bringt satte 10 Kilo auf die Waage und weil ich den Ganzen nehme, bekomme ich ihn günstiger. Grossmäulig behaupte ich, ich würde es schon schaffen, all die Kürbisse und den Apfelsaft zum Auto zu schleppen, ich hätte ja auf dem Frauenparkplatz parkiert, das sei ja nicht weit…

09:12: Schwer atmend stehe ich im Durchgang und überlege mir, wie ich meine Bagage besser verteilen kann. Noch 150 Meter bis zum Auto und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich das hinkriegen soll. Eine Verkäuferin, die ihren Schmuckstand ganz in der Nähe hat, bietet mir ihren Transportwagen an. Die nette Geste rührt mich fast zu Tränen. Ob ich allmählich ein wenig nervös werde? So sentimental bin ich doch nun auch wieder nicht…

10:05: Nach einem kurzen Zwischenstopp zu Hause – Kürbisse aus- und Kinder einladen – bin ich bereit zu neuen Taten. Drei Kinder sind für den Tag am Spielturnier versorgt, die anderen zwei helfen zu Hause. Vielleicht. Jetzt also noch Getränke besorgen, mehr Mehl, Kerzen, Rahm, Wacholderlatwerge,… Ein erster Anflug von Panik…

10:20: Getränke sind gekauft, Rahm und Kerzen auch. Panik wächst. Oder ist es der Hunger. Für Frühstück war ich zu aufgeregt heute Morgen. Ich erinnere mich daran, dass ich noch den winzigen Gummi-Hamburger habe, den mir der Mann, der heute neben dem Markt Handzettel für die 1:12 Initiative verteilte, geschenkt hat. Das Ding ist wirklich winzig, aber es ist essbar, also runter damit.

11:00: Alles eingekauft, jetzt schnell nach Hause. Panik sehr gross. Was, wenn keiner kommt? Was, wenn zu viele kommen? Wenn die Suppe nicht reicht? Wenn sie anbrennt? Wenn ich meine Stimme verliere? Keine Ahnung, wie das geschehen sollte, aber man kann nie wissen…

11:30: Zu Hause. Das Prinzchen schenkt mir ein Bild, das er nach dem Vorbild seines Papas gemalt hat. Ich könnte schon wieder heulen…Einkäufe hoch schleppen, Sauna einschalten, Vorteig mit Mehl, Hefe und Zucker füttern, nachdenklich das Chaos in der Küche betrachten, Beruhigungsbloggen, geschäumte Milch schlürfen und ab in die Sauna.

Fortsetzung folgt. Vielleicht. Wenn ich meine Nerven in den Griff bekomme…

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Herzliche Einladung

Wer…

  • am Samstag, 9. November um 17 Uhr gerade in unserer Region ist,…
  • gerne einmal die einmalige Atmosphäre im Kreuzgang unserer Stiftskirche geniessen möchte,…
  • einen gemütlichen Abend mit netten Menschen verbringen möchte,…
  • den Beweis braucht, dass es „Meinen“, Karlsson, Luise, den FeuerwehrRitterRömerPiraten, den Zoowärter und das Prinzchen wirklich gibt,…
  • Lust auf Kürbissuppe hat,…
  • sehen will, wie ich ins Rotieren gerate,…
  • „Meinem“ zu seinen gelungenen Illustrationen gratulieren möchte,…
  • sich auf die Adventszeit einstimmen möchte,…
  • mich lesen hören will,…
  • ein signiertes Exemplar meiner Bücher kaufen möchte,…
  • sonst irgend einen Grund findet, vorbeizuschauen,…

…ist herzlich zur Lesung beim offenen Bücherregal eingeladen. Hier geht’s zum Einladungsflyer mit allen nötigen Angaben: Flyer Lesung 9.11.13.

Ich freue mich riesig!

backen mit vernunft

Und hier noch ein Bild vom Kreuzgang, zur Verfügung gestellt von Eulenkling:

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Phantomschreiben

In letzter Zeit passiert mir das immer öfter: Ich erlebe eine verrückte Geschichte und noch ehe ich sie zu Ende gelebt habe, entstehen in meinem Kopf die Sätze, mit denen ich hier davon berichten will. Ich überlege mir, wie ich den Text gestalten will, formuliere, verändere, suche nach den Worten, die am exaktesten wiedergeben, was ich aussagen will. Mit der Zeit gerate ich so richtig in Fahrt, ich spitze die Sache immer mehr zu und an meinem Gedankenhorizont erscheint die Pointe, mit der ich meine Leser überraschen will. Mich überkommt dieses berauschende Gefühl, das ich nur erlebe, wenn ein Text wie von selbst Gestalt annimmt und ich kann es kaum erwarten, endlich einen ruhigen Moment zu erwischen, in dem ich alles niederschreiben kann. Doch dieser Moment kommt nie, denn irgendwann erwache ich und merke, dass sich über das Erlebnis nicht bloggen lässt, weil es nur in meinen Träumen stattgefunden hat. So schnell, wie sich die Erinnerung an den Traum verflüchtigt, so schnell ist auch der Text verschwunden, den ich hatte schreiben wollen. 

Wenn ich doch bloss etwas langweiliger träumen könnte, dann müsste ich nicht fast jeden Morgen frustriert aufwachen.

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Darf ich vorstellen?

Wieder einmal missbrauche ich meinen Blog schamlos für Werbung in eigener Sache, denn jetzt sind sie da, die neuen Bücher und ich muss sie euch jetzt einfach vorstellen. 

„Füsse hoch!“ ist das Buch für alle, die gerne bei mir mitlesen, denn die Texte sind im ähnlichen Stil geschrieben. In 24 Episoden möchte ich Eltern durch die Adventszeit begleiten, sie zum Lachen bringen und manchmal auch zum Nachdenken. Aber vielleicht wollt ihr ja gar nicht die Texte lesen, sondern einfach nur die Illustrationen, die „Meiner“ gemacht hat, bewundern. Wenn ihr mich fragt, sind sie gelungen, aber ich sehe das natürlich nicht ganz objektiv…

Hier könnt ihr schon mal einen Blick ins Buch werfen und damit ihr auch wisst, wonach ihr im Buchladen suchen müsst, hier noch das Bild:

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„Leone, Belladonna & ihre Kinder“ ist die Fortsetzung meines ersten Buches. Der schwarz-weisse Kater und seine grünäugige Frau sind Eltern von drei Kätzchen geworden, die bald einmal weggegeben werden sollen. Mithilfe der Menschenkinder kämpfen Leone und Belladonna dafür, dass die Kätzchen bleiben dürfen. Eigentlich hätte ich das Buch Katzenmama Henrietta widmen sollen, denn sie hat beim Schreiben für Anschauungsunterricht gesorgt. Hätte ich hingegen im Buch beschrieben, wie der echte Leone mit dem Katzennachwuchs umspringt, hätte ich meine kleinen Leser wohl zum Weinen gebracht. Darum habe ich mir erlaubt, meinen Lieblingskater etwas netter darzustellen, als er in Wirklichkeit ist.

Demnächst wird mein Onlineshop aktualisiert, damit ihr die Bücher oder die CD direkt bei mir bestellen könnt, auf Wunsch natürlich gerne mit Widmung. Erhältlich sind sie aber auch beim Verlag oder im Buchhandel.

Hier die Links zu  Leseprobe und Hörprobe.

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Vorschau

Ja, ich weiss, es ist noch viel zu früh für Advent, doch diese kleine Vorfreude sei mir verziehen. Heute nämlich ein erster Blick auf das, was lange bloss ein Gedanke war, schon bald aber sehr fassbar sein wird. Etwas, was mir besonders viel bedeutet, nämlich das erste gemeinsame Werk von „Meinem“ und mir. Ich habe geschrieben, er hat illustriert und so sieht es aus:

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Dann auch die Fortsetzung von Leone & Belladonna als Buch…

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…und als Hörbuch auf Schweizerdeutsch:

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Vielleicht

Vielleicht hätte ich heute über meine Tomaten geschrieben, denen es vollkommen egal ist, dass ich mich nicht an alle Regeln der Gärtnerkunst gehalten habe und die nun reichlich Früchte tragen, auch wenn mein Tomatenbeet derzeit eher einem Urwald gleicht.

Vielleicht hätte ich auch darüber geschrieben, dass die fünf Kinder, die in kurzen Abständen in unser Leben gepurzelt sind, nun auch in kurzen Abständen immer selbständiger werden, so dass ich plötzlich das Gefühl habe, nicht mehr richtig ausgelaugt zu sein.

Vielleicht hätte ich auch über die Seniorinnen gewettert, die heute ohne jeden Grund unsere Kinder zurechtgewiesen haben, oder ich hätte von der Verkäuferin geschwärmt, die ganz begeistert war, weil „die Fünf ja alle ihrer Mama gleichen“.

Vielleicht hätte ich darüber geklagt, wie alt ich mich fühle, weil morgen mein Neffe, den ich doch eben noch zum hundertsten Mal mit Stofftier und Schoppenflasche ins Bett zurückgeschickt habe, Hochzeit feiert. 

Vielleicht hätte ich auch ganz aufgeregt davon berichtet, dass heute die zwei Bücher, an denen ich in den vergangenen Monaten gearbeitet habe, in Druck gehen.

Aber über all dies mag ich nicht berichten, denn ich ärgere mich so masslos über die peinlichen Versuche, die Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz herunterzuspielen und ich weiss genau, dass ich darüber schreiben müsste, wie widerlich und beschämend ich das alles finde, aber mir fehlen dazu momentan einfach die Worte. 

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Ohne Augenzwinkern

Ein Zitat, welches der Audioguide beim Besuch von Astrid Lindgrens Geburtshaus in mein Ohr sprach, geht mir nicht mehr aus dem Kopf: „Viele, die für Kinder schreiben, zwinkern über die Köpfe ihrer kindlichen Leser hinweg verschmitzt einem gedachten Leser zu, sie blinzeln Einverständnis mit den Erwachsenen und übergehen das Kind. Das ist eine Unverschämtheit dem Kind gegenüber.“

Damit bringt Astrid Lindgren genau das auf den Punkt, was mich als Kind schon immer beim Lesen gestört hat und was mich heute noch stört, wenn ich unseren Kindern vorlese. Diese Geschichten, die so verkrampf originell und anders sein wollen, die damit beeindrucken wollen, dass sie ein aussergewöhnliches Thema aufgreifen, mit dem sich die Kinder gefälligst einmal befassen sollen. Wie ich sie doch gehasst habe, diese Bücher! Wie unsere Kinder sie doch hassen, diese Bücher!

Ich konnte mich nicht lange darüber freuen, dass ich endlich einmal in Worte gefasst hörte, was ich schon so lange selber hätte sagen wollen. Mein nächster Gedanke war nämlich, ob ich nicht am Ende die gleiche Unverschämtheit begehe, wenn ich für Kinder schreibe. Obschon ich mir beim Schreiben in erster Linie meine eigenen Kinder, ihre Cousins, Cousinen und Freunde vorstelle, bin ich nicht davor gefeit, auch den Erwachsenen gefallen zu wollen, die das Buch gut genug finden sollen, um es ihren Kindern kaufen und vorlesen zu wollen. Mit diesem Spannungsfeld werde ich mich wohl noch eine ganze Weile auseinandersetzen müssen.

Doch das, was Astrid Lindgren beschreibt, geschieht nicht alleine beim Schreiben. Da gibt es Spielplätze mit Spielgeräten vom Designer, die vollkommen spieluntauglich sind. Die Städte, in denen sie stehen, bekommen Auszeichnungen für die gelungenen Anlagen, doch die Kinder stehen hilflos da und wissen nicht so recht, wie sie hier spielen sollen. Museumspädagogen planen Projekte, die in den Medien gerühmt werden und wenn sich ausnahmsweise mal ein Kind ins Museum verirrt, stellt sich heraus, dass die Pädagogen mit ihm nichts anzufangen wissen, weil es so gar nicht ins pädagogische Konzept passen, sondern einfach nur mit allen Sinnen entdecken will. Familienpolitiker werkeln an Programmen, die zum Vornherein zum Scheitern verurteilt sind, weil stets nur auf die erwachsenen Wähler geschielt wird, nicht aber auf die kleinen Menschen, die ja eigentlich im Zentrum jeder Familienpolitik stehen sollten. Ähnliches geschieht in der Schulpolitik, nur dass hier die Wirtschaftsbosse beeindruckt werden sollen. 

Überall zwinkern sie sich über den Köpfen der Kinder hinweg zu, diese Erwachsenen. Ich bin froh, dass Astrid Lindgren darauf aufmerksam gemacht hat, denn so kann ich zumindest daran arbeiten, es selber möglichst wenig zu tun. 

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